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Volksstimme-Telefonforum Abgeltungsteuer ist kein Grund, auf Aktienanlagen zu verzichten

22.10.2008, 05:00

Auskunft rund um Aktien und andere Geldanlagen gaben gestern am Volksstimme-Telefon Marco Grun von der Stadtsparkasse Magdeburg, Andreas Hauert von der Deutschen Bank, Thomas Schmidt von der Volksbank Magdeburg und Dr. Franz-Josef Leven, Direktor des Deutschen Aktieninstituts. Hier eine Auswahl von Fragen und Antworten.

Frage: Macht die Abgeltungsteuer Aktien unattraktiv?

Antwort: Nein. Die Besteuerung von Aktienerträgen steigt zwar an, aber auch nach Steuer werden Aktien langfristig rentabler sein als zum Beispiel festverzinsliche Wertpapiere. Die Abgeltungsteuer ist deshalb kein Grund, auf die Anlage in Aktien oder Aktienfonds zu verzichten.

Frage: Soll ich meine Aktien verkaufen und den Erlös in Festgeld anlegen, bis sich die Situation an den Kapitalmärkten wieder beruhigt hat?

Antwort: An der Börse wird zum Ein- und Ausstieg nicht geklingelt. Würden Sie heute verkaufen, dann wäre das zu einem deutlich niedrigerem Niveau als zu Jahresbeginn. Wenn sich die Kapitalmärkte beruhigt haben, dann werden auch die Aktienkurse wieder höher stehen. Sie müssten dann zu höheren Kursen wieder einsteigen.

Frage: Wie setzt sich die Abgeltungsteuer zusammen?

Antwort: Der Steuersatz beträgt pauschal 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. So können insgesamt bis zu 28 Prozent zusammenkommen. Wer einen persönlichen niedrigeren Steuersatz hat, zahlt weniger.

Frage: Wann soll ich wieder in Aktien einsteigen?

Antwort: Das aktuelle Niveau ist recht günstig für einen Einstieg. Langfristig sind die Perspektiven positiv. Aktien sind im Schnitt auch nicht zu hoch bewertet. China und Asien fangen die Wachtumsdelle der USA und der EU teilweise auf. Steigen Sie aber nicht gleich mit der gesamten Summe ein, sondern "scheibchenweise". Die Finanzkrise ist vielleicht noch nicht ganz ausgestanden.

Frage: Was passiert durch die Abgeltungsteuer mit den Erträgen aus meinen Immobilienfonds bei vorliegender Nichtveranlagungsbescheinigung (NV-Bescheinigung)?

Antwort: Liegt Ihrer Bank eine gültige NV-Bescheinigung vor, wird Ihnen für die Laufzeit keine Abgeltungsteuer berechnet.

Frage: Wie lange kann ich Verlustvorträge aus Spekulationsgeschäften noch geltend machen?

Antwort: Bis 2013 können Kursverluste, die innerhalb der Spekulationsfrist realisiert wurden, mit Kursgewinnen verrechnet werden.

Frage: Ich habe ein größeres Aktiendepot. Was muss ich bei der kommenden Abgeltungsteuer beachten?

Antwort: Wenn Sie die einjährige Spekulationsfrist einhalten, bleiben realisierte Kursgewinne von Aktien, die bis Ende 2008 erworben wurden, von der Abgeltungsteuer verschont. Wir raten Ihnen, noch in diesem Jahr das Depot zu prüfen und eventuell umzuschichten. Ab 2009 erworbene Aktien unterliegen bei einem Verkauf grundsätzlich der 25-prozentigen Abgeltungsteuer auf Kursgewinne.

Frage: Wir haben im Jahr 2000 einen Aktienfonds gekauft, der im Minus ist. Sollen wir ihn heute verkaufen und in einen anderen Fonds umsteigen?

Antwort: Wenn der Fonds vom Chancen-Risiko-Verhältnis und der Vermögensstruktur zu Ihnen passt, bewahren Sie Ruhe und halten den Fonds. Ein Umstieg würde im Zweifel nur Geld kosten.

Frage: Muss ich mir Sorgen um meinen Geldmarktfonds machen?

Antwort: Aktuell leiden die Geldmarktfonds auch unter der Bankensituation. Durch die breite Streuung, die ein Geldmarktfonds vornimmt, kann es sein, dass er einen ganz kleinen Teil in Island angelegt hat. Der Ausfall Islands führt momentan zu einem Renditerückgang der Geldmarktfonds um circa ein Prozent. Das sollte innerhalb kurzer Zeit wieder aufgeholt sein.

Frage: Welche Struktur von Anlagen würden Sie empfehlen?

Antwort: Es macht immer Sinn, Vermögen zu diversifizieren. Sie sollten beachten, in welcher Lebensphase Sie sich befinden. Eine Mischung aus Aktienanlagen, Renten, Immobilien und Rohstoffen hat sich die letzten Jahre sehr bewährt. Die Faustformel "100 minus Lebensalter" ist ein grober Anhaltspunkt, wie viel Prozent Sie in Aktien investieren sollten.

Frage: Wo würden Sie den Schwerpunkt einer Aktienanlage setzen?

Antwort: Bei großen Standardwerten, mit Schwerpunkt Europa. Aber bitte keine Konzentration auf einzeltne Branchen oder Länder, sondern breit streuen.

Frage: Wir möchten eine größere Summe am Aktienmarkt investieren. Sollen wir einzelne Werte kaufen oder Indexfonds?

Antwort: Wir würden eher zu Indexfonds (ETFs) raten. Achten Sie dabei auf breite Aktienindizes. Kaufen Sie noch in diesem Jahr. So können Sie später Kursgewinne bei einem Verkauf steuerfrei erzielen, wenn Sie die ETFs länger als ein Jahr halten. Die Steuerfreiheit bleibt auch beim Verschenken oder Vererben bestehen.

Frage: Sind Tagesgeldkonten sichere Anlagen?

Antwort: Ja, da diese keinerlei Börseneinfl uss unterliegen, sondern verzinsliche Anlagen sind. Durch die Einlagensicherungsfonds der Privatbanken beziehungsweise die Institutssicherung bei den Sparkassen und Volksbanken besteht eine 100-prozentige Absicherung.

Frage: Soll ich festverzinsliche Anlagen wegen der Abgeltungsteuer in Aktien umschichten?

Antwort: Sie sollten nicht allein nach steuerlichen Gesichtspunkten anlegen. Das Vermögen sollte breit gestreut sein und zu Ihnen und Ihrer Risikobereitschaft passen.

Frage: Ich bin Rentner mit einem persönlichen Einkommensteuersatz von unter 25 Prozent. Muss ich ab nächstem Jahr trotzdem Abgeltungsteuer zahlen?

Antwort: Für Kapitalerträge, die über dem Sparer-Pauschbetrag von 801 Euro liegen, zieht Ihnen die Bank zwar Abgeltungsteuer ab. Aber Sie können sich zu viel gezahlte Steuern über die Einkommensteuerveranlagung zurückholen.

Frage: Ich habe Aktien-, Renten- und Immobilienfonds. Soll ich jetzt alles verkaufen? Insbesondere die Aktienfonds?

Antwort : Komplett verkaufen macht keinen Sinn. Überprüfen Sie Ihre Anlagestruktur und schichten Sie gegebenenfalls um. Wenn Sie Aktienfonds jetzt verkaufen, nehmen Sie sich auch die Chance, von einer möglichen Kurserholung zu profi tieren.

Frage: Sollen wir wegen der Abgeltungsteuer unsere Aktien verkaufen?

Antwort: Nein, die Steuerfreiheit für Kursgewinne bleibt für alle Aktien erhalten, die bis Ende dieses Jahres gekauft werden. Ab 2009 fällt allerdings das Halbeinkünfteverfahren für Aktien weg, so dass Dividenden künftig voll der Abgeltungsteuer unterliegen.