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Weltglücksbericht Menschen im Norden sind am glücklichsten

Das Glück ist in Nordeuropa zuhause - jedenfalls, wenn man dem jährlichen Weltglücksreport Glauben schenkt. Aber was haben die Norweger und Dänen, das andere neidisch gen Norden schielen lässt?

Von Ina Charlotte Fjellhøy und Julia Wäschenbach, dpa 20.03.2017, 08:35

Oslo (dpa) - Sind es die malerischen Fjorde und die hellen Sommernächte? Oder doch ganz unromantisch die unablässig sprudelnden Ölquellen? Die Norweger sind das glücklichste Volk der Welt, stellt der diesjährige "World Happiness Report" fest.

Dicht auf den Fersen in Sachen Glück sind ihnen die nordischen Nachbarn aus Dänemark und Island. Finnland landet hinter der Schweiz auf Platz Fünf, und auch Schweden schafft es noch in die Top Ten. Woran liegt es, dass die nordischen Länder beim Weltglücksbericht immer wieder auf den vordersten Rängen landen?

Ein scherzhaft gemeintes Klischee über die Norweger besagt, dass sie sich am glücklichsten fühlen, wenn sie viele Stunden Auto gefahren und mit schwerem Gepäck auf dem Rücken auf Langlauf-Skiern weit in die Landschaft gewandert sind, um dann an einer Hütte ohne Strom und Wasser anzukommen und es sich dort gemütlich zu machen. Glücksgefühle kann demnach bei den Skandinaviern auch auslösen, wenn ihre Nachbarn aus Schweden in Sportwettkämpfen schlecht abschneiden.

Und im Ernst? Wenn man die Menschen auf den Straßen in Norwegens Hauptstadt Oslo fragt, sind es die kleinen Alltagsfreuden, die die Wikinger-Nachfahren glücklich machen. "Gerade bin ich glücklich darüber, dass die Sonne zurückgekommen und der Frühling im Anmarsch ist", sagt die 25-jährige Maiken Mikkelsen. "Mich macht es froh, wenn ich draußen in der Natur sein kann, und wenn ich mit meinem Freund zusammen bin." Für den 71-jährigen Haakon Stauge ist es die Zeit mit seinen Kindern, die das Leben lebenswert macht.

Dahinter steckt mehr. Man könnte wohl sagen: Was die Norweger so glücklich macht, ist, dass die meisten keine großen Sorgen haben. "Wir sind ein reiches Land. Wir haben viele Ressourcen und zusätzlich ein hohes Einkommen", sagt der Soziologe Anders Barstad vom norwegischen Statistikamt. "In Norwegen und den nordischen Ländern gibt es dazu sehr geringe Einkommensunterschiede. Wir haben wenig Armut und Arbeitslosigkeit."

Wer Arbeit und eine gesunde Familie hat, nimmt sich eher als glücklich wahr oder sieht zumindest keinen Grund, es nicht zu sein. "Uns geht es gut hier in Norwegen, und ich bin so alt, dass ich das Leben zu schätzen weiß", sagt die 64-jährige Eli Sandvig, die aus Haugesund stammt. "Für mich ist Glück, mit meinem kleinen Hund Elmo spazierengehen zu können."

Der Weltglücksbericht wurde in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen erstmals 2012 veröffentlicht. Heute stehen vor allem Professor Jeffrey Sachs von der New Yorker Columbia University und eine Gruppe internationaler Experten dahinter. Ihnen zufolge hängt das Glücksempfinden der Menschen vor allem von den Faktoren Fürsorge, Freiheit, Großzügigkeit, Ehrlichkeit, Gesundheit, Einkommen und gute Regierungsführung ab. "Ich habe einen guten Job, eine feine Familie und viele Freunde", sagt der Osloer Anders Fladby (39). "Die Sicherheit darüber macht mich glücklich."

Das gut ausgebaute Wohlfahrtssystem sorgt dafür, dass sich Skandinavier weniger Gedanken um ihre Zukunft machen müssen, meint Barstad. "Es gibt kleine Probleme am Horizont, aber ich glaube nicht, dass das die Menschen bekümmert." Die Nordmänner vertrauen nicht nur den Behörden, der Polizei und der Justiz mehr als die Menschen in anderen Ländern, sondern auch einander. Mehr als 75 Prozent aller Norweger meinen, dass den meisten Menschen zu trauen ist.

Trotz der Dunkelheit im Norden sind laut Barstad nur wenige seiner Landsleute depressiv, auch Stress plagt die Skandinavier demnach kaum. Trübsinn sagen die Norweger eher den Finnen nach. "Viele Menschen in Norwegen meinen, dass wir glücklicher als die Finnen sind", sagt Barstad. Nur ein Völkchen im Norden halten viele Norweger für noch glücklicher als sich selbst: die Dänen, die beim vergangenen Weltglücksreport den ersten Platz belegt hatten und diesmal nur knapp auf dem zweiten Rang gelandet sind. "Uns Norwegern ist sehr bewusst, dass die Dänen das glücklichste Volk der Erde sind", sagt Barstad.

Weltglücksbericht 2017

Berichte vergangener Jahre

Glücksstudie setzt Norwegen auf Rang 1 - Deutschland ist 16.

Zum fünften Mal hat eine Gruppe internationaler Experten den Weltglücksbericht veröffentlicht. Einmal stand die Schweiz an der Spitze, gleich dreimal Dänemark - aber nun hat ein anderes Land aufgeholt. Deutschland dagegen stagniert.

Norwegen eroberte den Spitzenplatz im Weltglücksbericht, den die Fachleute nun zum fünften Mal vorlegten. Norwegen löst damit das zuvor dreimalig erstplatzierte Dänemark ab. Im vergangenen Jahr hatten die Norweger noch auf dem vierten Rang gelegen.

In den bisherigen Ausgaben des Berichts hatte es nur einmal 2015 die Schweiz an die erste Stelle geschafft. Sie fand sich diesmal auf dem auf dem vierten Platz wieder. Alle anderen Top-Five-Ränge sind vom hohen Norden belegt: Neben Norwegen noch Dänemark, Island und Finnland. Dahinter kommen die Niederlande, Kanada, Neuseeland, Australien und Schweden.

Deutschland stagniert auf Platz 16 - hinter unter anderem den USA, den Israel und Costa Rica. Ganz hinten liegt die Zentralafrikanische Republik. Mit Ausnahmen unter anderem von Syrien, Afghanistan, Haiti, der Ukraine und dem Jemen liegen auch die meisten anderen Länder der 30 hintersten Ränge in Afrika. Für den Bericht haben internationale Forscher 155 Länder untersucht.

Der Bericht verbindet unter anderem Länderdaten mit Befragungen über die Selbstwahrnehmung ihrer Bewohner. Er berücksichtigt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, die durchschnittliche Lebenserwartung, die gefühlte Unterstützung aus dem eigenen sozialen Umfeld oder Vertrauen in Regierung und Unternehmen mit Blick auf Korruption.

Es geht auch um die von den Befragten empfundene Freiheit, grundlegende Entscheidungen für das eigene Leben treffen zu können sowie die Großzügigkeit der Befragten bei Spenden. Negative Faktoren wie Sorgen, Trauer und Wut spielen auch eine Rolle. Der diesjährige