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FC Ostelbien vor dem Ausschluss?

Wird der Fußballverein FC Ostelbien Dornburg aus dem Landesportbund ausgeschlossen? Der Landesfußballverband erwägt diesen Schritt. Der Verein aus dem Jerichower Land gilt als Sammelbecken gewaltbereiter Rechtsextremer.

Von Andreas Mangiras 05.08.2015, 01:01

Burg l Der Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) will gegen einen seiner 850 Vereine vorgehen. Sein Präsidium berät am morgigen Donnerstag über den Antrag, des FC Ostelbien Dornburg aus dem Landessportbund auszuschließen.

„Es wird darüber beraten, ob die Voraussetzungen und der Tatbestand gegeben sind, ein Ausschlussverfahren gegen den FC Dornburg einzuleiten“, erklärte Erwin Bugar, Rechtsanwalt aus Möckern und Präsident des Fußballverbandes, gegenüber der Volksstimme. „Ich persönlich tendiere dahin.“

Der Verein FC Ostelbien Dornburg entstand 2011. Er besteht in seiner Mehrheit aus rechtsextremen und gewaltbereiten Hooligans. Sie stammen zumeist, wie ihr Anführer Dennis Wesemann, aus der Hooligangruppe „Blue White Street Elite“. 2008 sollte diese Gruppe verboten werden. Das Magdeburger Innenministerium scheiterte damit 2010 vor dem Oberverwaltungsgericht.

Der Verfassungsschutz hat etliche der Ostelbien-Mitglieder im Visier. Wesemann selbst wird als nichtorganisierter Rechtsextremer angesehen. Der Stresower wurde bei der Kommunalwahl 2014 mit den meisten Stimmen (71 von 256) in den Ortschaftsrat von Stresow gewählt. Vorige Woche gab er sein Mandat zurück.

Wiederholt kam es in der Vergangenheit zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und ausländerfeindlichen Angriffen, in die Ostelbien-Spieler verwickelt waren. Allein ein halbes Dutzend sportgerichtlicher Entscheidungen gegen den FC Dornburg führt FSA-Geschäftsführer Christian Reinhardt an.

Bei einem Fußballturnier Anfang Januar in Gommern sowie in jüngster Zeit bei Punktspielen in Hohenwarthe, Nie­gripp und Paplitz gab es schwere Zwischenfälle. Die Januar-Vorfälle in Gommern fanden ihre Fortsetzung in Magdeburg, mit schwerem Polizeieinsatz. Allein Ende Juni gab es vier Strafanzeigen Paplitzer Spieler wegen gewalttätiger Angriffe von Dornburger Spielern nach einem verlorenen Spiel um den Aufstieg.

Das Maß scheint nun auch beim Landesfußballverband voll zu sein. „Völlig absurd. So etwas gehört nicht auf den Fußballplatz. Da dürfen wir null Toleranz zeigen“, erklärte FSA-Präsident Bugar mit Blick auf die Paplitzer Ereignisse. Er stellte zugleich klar: „Wir sind nicht die Reparaturwerkstatt der Gesellschaft. Was die Politik nicht kann, können wir als Fußballverband erst recht nicht.“

Unterdessen regt sich auch unter jenen Widerstand, ohne die kein Spiel stattfindet: Dietmar Fähse, Schiedsrichterobmann im Kreisfachverband, bestätigte, dass 58 der 64 Unparteiischen im Jerichower Land nicht bei Spielen des FC Ostelbien eingesetzt werden wollen. Manche wollen nur als Kollektiv zu den Spielen fahren. „Aber das ist in der Kreisliga nicht immer möglich“, sagt Schiedsrichteransetzer Stefan Huhn.

Schiedsrichter Uwe Friedrichs vom SV Blau-Weiß Loburg hat die Konsequenzen aus einem Spiel in Hohenwarthe im April gezogen. Da traten die Ostelbien-Spieler zur zweiten Halbzeit nicht mehr an, da sie sich durch Friedrichs benachteiligt fühlten. „Das muss ich mir nicht mehr antun. Nach den Vorfällen in Paplitz kann ich auch jeden Schiedsrichter verstehen, der deren Spiele nicht mehr leiten möchte.“

In den Vereinen wird diskutiert, gegen Dornburg nicht mehr anzutreten. Erwin Bugar warnt davor: „Laut Spielordnung verliert ein Verein, der nicht antritt, die Punkte und muss zudem eine Geldstrafe zahlen. Eine solche Spielordnung kann man nicht mitten in der Saison ändern. Man muss also genau überlegen, wie man mit dieser schwierigen Situation umgeht und Fingerspitzengefühl walten lassen.“

Mögliche Strafzahlungen und Punktabzüge nimmt man etwa bei der SG Blau-Weiß Niegripp in Kauf. Im März 2015 kam es beim Spiel der zweiten Mannschaft zu Übergriffen durch Dornburger Spieler. „Das Team hat sich noch nicht entschieden, ob sie zur neuen Saison in beiden Partien antritt. Der Verein trägt die Entscheidung mit. Egal, wie sie ausfällt“, stellt Vereinsvorsitzende Steven Mohneke klar. Seite 4