1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. „Auffällige blaue Flecken“

Emily-Prozess „Auffällige blaue Flecken“

Im Prozess um den Tod der kleinen Emily im Februar hat am Freitag der Notarzt ausgesagt. Eine Hauptbelastungszeugin bleibt verschwunden.

Von Wolfgang Biermann 07.08.2015, 23:01

Stendal l Im Prozess gegen die Ziehmutter Katja B. (20) und Patrick F. (30), den leiblichen Vater der kleinen Emily aus Bismark, die im Alter von nur 18 Monaten am 6. Februar 2015 ihren schweren Kopfverletzungen erlegen ist, hat am Freitag der behandelnde Notarzt vor dem Landgericht Stendal ausgesagt.

Er habe am Morgen des 2. Februar im Gesicht des Kindes auffällige Hämatome unterschiedlichen Alters festgestellt. Das Mädchen habe regelmäßig geatmet, aber keine Reaktionen gezeigt. Die der Körperverletzung mit Todesfolge angeklagte Ziehmutter habe ihm gesagt, dass die blauen Flecken von selbst verursachten Stürzen des Kindes auf Bauklötzer stammen würden. Das sei ihm aber nicht plausibel erschienen.

Im Stendaler Johanniter-Krankenhaus habe eine Computertomographie eine Hirnblutung gezeigt. Emily sei sofort mit dem Helikopter in die Uniklinik Magdeburg verlegt worden. Kurze Zeit später stellten die Mediziner ihren Hirntod fest. Am 6. Februar wurden die Maschinen schließlich ausgeschaltet. Bei der Obduktion stellten Rechtsmediziner massive stumpfe Gewalteinwirkungen gegen den Kopf fest. Die angebliche Belastungszeugin, die gesehen haben will, dass Emily von Katja B. geschlagen und geschüttelt wurde, blieb auch am Freitag unauffindbar. Emilys Vater soll laut Anklage die Misshandlungen billigend in Kauf genommen haben.

Am 17. August, dem nächsten Prozesstag, sollen Rechtsmediziner, Neuropathologe und Psychiater ihre Gutachten erstatten. Im Fall einer Verurteilung drohen der Angeklagten bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe. Patrick F. muss mit einer Haftstrafe nicht unter drei Jahren rechnen.