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Landwirtschaft Ackerpreise auf Rekordniveau

In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Bodenpreise verdoppelt. Agrarminister Aeikens will das stoppen.

Von Jens Schmidt 11.08.2015, 12:00

Magdeburg l Für einen Hektar guten Bördeacker müssen schon mehr als 30  000 Euro hingeblättert werden. Auch Weideland (11  000 Euro) und Wald (5000 Euro) sind viel teurer geworden. Heimische Landwirte können da oft nicht mehr mithalten.

Ausgelöst wird der Preisgalopp durch kapitalstarke Firmen. Niedrigstzinsen stacheln deren Kauflust an. Darunter sind branchenfremde Unternehmen wie Möbelhändler oder Abfallfirmen - aber auch Agrarriesen in Hamburg oder Shanghai. Aeikens warnt im Volksstimme-Interview, dass dadurch Steuern aus Sachsen-Anhalt abfließen und heimische Dörfer weiter geschwächt werden.

Der Minister wollte mit einem neuen Gesetz den Verkauf von Agrarbetrieben und Ländereien stärker regulieren. Doch er stieß auf erheblichen Widerstand. Das Gesetz wird entgegen erster Pläne bis zur Landtagswahl im März 2016 nicht mehr beschlossen. Kritik kommt vor allem von Bauernverband, in dem die großen Agrarbetriebe organisiert sind. Verkauft ein Landwirt Anteile einer Agrar-GmbH, winken Millionen-Einnahmen. Für ältere Landwirte ohne Nachfolger eine lukrative Rente. Zudem sehen sich Betriebe in ihrer Entwicklung gehemmt, wenn Kauf und Pacht strenger reglementiert werden.

Die Hauptgeschäftsführerin von Sachsen-Anhalts Bauernverband Katharina Elwert sagt: "Der Bodenmarkt unterliegt bereits einer behördlichen Genehmigung, in unserem System der sozialen Marktwirtschaft darf der Staat nicht noch stärker in ein Marktgeschehen eingreifen, als unbedingt notwendig."

Aeikens hält die Einwände für abwegig, da die Behörden nur einschreiten sollten, wenn 40  Prozent und mehr Anteile einer heimischen Agrar-GmbH verkauft werden sollen. Auch bei Landkauf und Pacht seien hohe Freigrenzen geplant: Erst bei Betrieben ab 1000 Hektar Eigentum und ab 2000 Hektar Pachtfläche sollte ein Einschreiten möglich sein, wenn ein Betrieb dadurch in einer Gemarkung eine übermäßig starke Stellung erhält. Daher wären in Sachsen-Anhalt nur etwa 80 der mehr als 4200 Unternehmen von den Regelungen betroffen.

Der Deutsche Bauernbund, dem vor allem mittlere und kleinere Betriebe angehören, fordert hingegen schnellstmöglich ein Gesetz. Dass der Gesetzvorstoß jetzt gestoppt wurde sei eine traurige Geschichte und durch nichts zu rechtfertigen, sagte Sachsen-Anhalts Präsident Kurt-Henning Klamroth. „Die Maßlosigkeit einiger ehemaliger LPG-Fürsten ärgert mich gewaltig.“