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Kriminalität Kinderpornos häufen sich im Netz

Die Zahl der Ermittlungsverfahren ist in den vergangenen vier Jahren um die Hälfte auf 243 gestiegen.

Von Matthias Fricke 21.08.2015, 01:01

Magdeburg l Nur selten gelangen Fälle, wie die des 47-jährigen Anfried B. an die Öffentlichkeit. Der ehemalige Geschäftsführer der Landesstelle Kinder- und Jugendschutz Sachsen-Anhalt hat bis 2013 Kinderpornos gesammelt und verbreitet. Dafür ist er mit einem Strafbefehl über einige tausend Euro verurteilt worden.

Doch der Fall begann damit erst für die Cyberpolizisten des Landeskriminalamtes. „Wir haben auf einem Online-Marktplatz die Kontakte zum Tausch der Dateien zurückverfolgen können. Dabei sind wir auf etwa 300 Verdächtige gestoßen“, sagt Kriminalrat Torsten Meyer, Ermittlungsleiter im Cyber-Crime-Competence-Center des Landeskriminalamtes. Allerdings: Am Ende konnten nur 78 Beschuldigte identifiziert werden. 222 blieben unerkannt und kamen ungeschoren davon.

Entweder waren die IP-Adressen (eine Art Postanschrift im Internet) beim Provider schon gelöscht worden die Kriminellen hatten ihre Identität im Netz verschleiert.

„Da werden inzwischen in illegalen Bereichen des Internets kleine Programme gehandelt, die eine IP-Adresse verschleiern. Und ohne diese kommen wir einfach nicht weiter“, erklärt Petra Paulick, Leiterin der Cyber-Crime-Abteilung im LKA. Und wenn die digitalen Bilder auf dem Rechner oder einem anderen Datenträger gespeichert werden, müssen diese von den Beamten durchsucht worden. „Die Mengen nehmen drastisch zu“, sagt Chefermittler Torsten Meyer.

So hat sich der Umfang der durchsuchten Daten allein im Bereich der Kinderpornografie zwischen 2010 2014 von 23 auf 45,8 Terabyte verdoppelt. Zum Vergleich: Diese Datenmenge ist größer als alle digitalen CT- und Röntgenbilder der jährlich rund 100 000 Untersuchungen im Magdeburger Universitätsklinikum der letzten zehn Jahre. Der Speicher wird dort mit 40 Terabyte belegt.

Die Fleißarbeit der Ermittler lohnt sich offensichtlich. So konnten im vergangenen Jahr 275 Tatverdächtige ermittelt werden. Auch die Kinder auf den Bildern sind von den Cyberpolizisten zum Teil identifiziert worden. „Dabei hat sich nicht selten herausgestellt, dass Angehörige ihre Kinder auf diese Art und Weise missbraucht haben“, sagt Ermittlungsleiter Meyer.

Er rechnet in den nächsten Jahren mit einer weiteren Flut an Kinderporno-Daten. Die Cyperpolizisten gehen in diesem Bereich übrigens nur Hinweisen und Anzeigen nach. Ohne Anlass sucht kein Beamter aktiv im Netz.

Insgesamt stieg die Internetkriminalität in den vergangenen vier Jahren im Land um mehr als ein Drittel auf 10 500 Straftaten.