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Flüchtlinge Linke, Grüne und SPD finden Hotellösung gut

700 Flüchtlinge sollen vor dem Winter aus den Zelten in Halberstadt heraus und wohl im Maritim-Hotel in Halle wohnen.

Von Jens Schmidt 05.09.2015, 01:01

Halle l Die Zentralen Erstaufnahme-Stellen (Zast) sind übervoll. Alle Landesregierungen suchen vor dem Winter händeringend nach festen Unterkünften. Nun bieten erste Hotels Zimmer an. So das Ramada in Frankfurt/Oder. Das Innenministerium Brandenburgs verhandelt derzeit mit dem Unternehmen. 100 Syrer leben dort bereits bei laufendem Hotelbetrieb, die Landesregierung will möglichst das komplette 350-Zimmer-Haus anmieten.
Auch Sachsen-Anhalts Regierung hat eine Hotellösung ins Auge gefasst und verhandelt mit dem Maritim in Halle. Das Haus mit seinen 298 Zimmern könnte eine weitere Außenstelle der Zast Halberstadt werden. Hotel-Direktor Sandro Schmidt sagte, die Flüchtlinge seien willkommen. Für die Maritim-Kette wäre Halle das erste Flüchtlings-Hotel in Deutschland.
Die Nachricht hatte in den sozialen Netzwerken am Freitag auch Kosten-Diskussionen ausgelöst. Das Hotel verlangt bei Tagesgästen fürs Doppelzimmer ohne Frühstück etwa 100 Euro – also 50 Euro je Person. Bei der Groß-Anmietung durchs Land kämen aber deutlich geringere Sätze in Frage. Das Haus hat zwar vier Sterne, gilt aber als schwach ausgelastet. Verhandlungsgrundlage sind dem Vernehmen nach die Kostensätze, wie sie in Sachsen-Anhalt angesetzt werden. Die liegen derzeit bei knapp 25 Euro je Person und Tag.
Innenminister Holger Stahlknecht (CDU), wegen der immer noch fehlenden Unterkünfte oft kritisiert, bekommt für seinen Hotel-Vorschlag von der Opposition viel Beifall. „Natürlich muss über Kosten verhandelt werden, aber die Flüchtlinge im Winter ordentlich unterzubringen, hat jetzt Vorrang“, sagt Linken-Fraktionschef Wulf Gallert. „Der Druck ist groß. Die Leute müssen aus den Zelten raus.“ Die Debatte über eine angebliche Luxusunterbringung sei „Blödsinn“: „Die Zimmer im Hotel sind relativ klein und bieten ganz normalen Standard.“ Zustimmung gibt es auch von den Grünen. Der Vorschlag sei vernünftig, sagte Innenpolitiker Sören Herbst. Die innerstädtische Lage biete gute Bedingungen für Unterkunft und soziale Betreuung. „Man muss jetzt alle Möglichkeiten nutzen“, sagt auch SPD-Fraktionssprecher Martin Krems. Die CDU-Fraktion wollte die Offerte ihres Ministers vor Ablauf der Verhandlungen nicht bewerten. Am Dienstag will die Ministerrunde das Unterbringungskonzept beschließen und vorstellen.