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Bildungspolitik Parteienstreit ums Abitur nach 13 Jahren

Die SPD will Schüler künftig selbst entscheiden lassen, ob sie das Abitur nach zwölf oder 13 Schuljahren ablegen.

Von Hagen Eichler 14.09.2015, 01:01

Magdeburg l Die ostdeutsche Tradition des Abiturs nach zwölf Jahren wollen die Sozialdemokraten nicht antasten. Allerdings sollen die Schüler eine Alternative bekommen: das Abitur nach 13 Jahren an einer Gemeinschaftsschule.

Im Entwurf ihres Wahlprogramms kündigt die SPD an, in dieser Schulform solle die längere Schulzeit als „gleichberechtigte Variante“ ermöglicht werden. Ziel ist ein Abitur mit weniger Zeitdruck und mehr Raum für die Berufsorientierung.

„Auch an den Gymnasien entscheiden sich immer wieder Schüler, ein Jahr freiwillig zu wiederholen, weil sie noch nicht so weit sind“, sagte der SPD-Bildungspolitiker Torsten Klieme, Leiter des Landesschulamts. „Warum also sollte sich das Land so statisch auf zwölf Jahre festlegen?“

Schon bislang können sich Gemeinschaftsschulen für das gemächlichere Abitur entscheiden. 19 der 30 bestehenden Schulen gehen diesen Weg. Möglich ist das allerdings nur durch eine Kooperation mit einem Fachgymnasium oder durch eine ausdrückliche Genehmigung der Landesregierung. Nach dem Plan der SPD wären die Schule und der Schulträger völlig frei in ihrer Entscheidung.

Das stößt allerdings auf heftigen Widerspruch vom derzeitigen Koalitionspartner, der CDU. „Die SPD versucht, die Tür zum 13. Schuljahr zu öffnen. Das ist ein Indiz dafür, dass die Gemeinschaftsschule das Abitur in zwölf Jahren nicht schafft“, sagte CDU-Bildungsexperte Hardy Peter Güssau. Er warnt zudem davor, dass ein weiteres Schuljahr auch mehr Lehrkräfte erfordere. „Das kann nur gegen den Baum gehen.“

Die Dauer der Schulzeit bis zum Abitur ist deutschlandweit heftig umstritten. Ab 2003 hatten sich sämtliche westdeutschen Bundesländer dem im Osten üblichen Modell mit zwölf Schuljahren angeschlossen. Gegen das sogenannte „Turbo-Abi“ gab es jedoch heftige Kritik von Schülern und Lehrern. Niedersachsen kehrte in diesem Schuljahr als erstes Land zum 13. Schuljahr zurück. In Bayern experimentieren 47 Gymnasien mit einem Modell, das beide Geschwindigkeiten ermöglicht.

Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) sagte, seine Partei wolle die Variante mit 13 Jahren erleichtern. „Bislang ist das ein Privileg von Schülern in Magdeburg und Halle, weil es dort Gesamtschulen gibt. Wir wollen das auch in Orten wie Wolmirstedt ermöglichen.“ Oberstes Ziel sei, mehr Menschen zu einem höherwertigen Schulabschluss zu führen.