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Studium Hochschulen offen für Flüchtlinge

Sachsen-Anhalt will Flüchtlingen den Zugang zu einem Studium erleichtern. Zusätzliche Studienplätze gibt es nicht.

Von Hagen Eichler 07.10.2015, 01:01

Magdeburg l Durch einen Studienabschluss sollen Flüchtlinge eine Perspektive bekommen. Damit könnten sie sich entweder besser in Deutschland integrieren, sagte Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) am Dienstag, „oder sie können helfen, ihre eigene Heimat wieder aufzubauen“.

Das von der Hochschule Magdeburg-Stendal entwickelte Programm sieht vor, Flüchtlinge mit Deutschkursen und Qualifizierungen so vorzubereiten, dass sie im Herbst des kommenden Jahres ein Studium aufnehmen können.

Die Sprachkurse haben indes eine Voraussetzung: Der Bewerber muss eine Studienberechtigung ähnlich dem Abitur vorlegen oder sich einem fünfstündigen Test stellen. „Niemandem wird etwas geschenkt, jeder muss seine kognitiven Fähigkeiten nachweisen“, sagte Anne Lequy, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal. Dort gibt es bereits 15 Flüchtlinge, die den Test bestanden haben.

Neue Studienplätze wird das Land nicht finanzieren. Flüchtlinge können entweder solche Fächer wählen, die nicht ausgelastet sind – das ist oft in sogenannten MINT-Fächern der Fall, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Interessieren sie sich hingegen für stark nachgefragte Studiengänge, konkurrieren sie mit anderen Ausländern, etwa EU-Bürgern. „In Fächern mit Zugangsbeschränkung sind schon bislang acht Prozent der Studienplätze mit Ausländern zu füllen. Es wird also niemandem etwas weggenommen“, versprach Möllring.

Es gehe nicht um Sonderkontingente, betonte auch Armin Willingmann, Präsident der Landesrektorenkonferenz. „Wir sehen aber, dass bei den Flüchtlingen Potenzial vorhanden ist.“

Bis zu 4,7 Millionen Euro will das Land in den kommenden drei Jahren für die Integration von Flüchtlingen in das Hochschulsystem bereitstellen. Darauf haben sich alle im Landtag vertretenen Parteien im Finanzausschuss bereits verständigt. Nach Berechnungen der Hochschulen würde die Summe für 600 Menschen ausreichen.

Noch nicht geklärt ist, wer für den Lebensunterhalt der Sprachkurs-Teilnehmer zahlt. Denn vor einer Asylentscheidung oder der Anerkennung als Flüchtling haben diese keinen Anspruch auf Bafög. „Wir haben da eine Finanzierungslücke von einer Million Euro“, räumte Rektoren-Chef Willingmann ein.

Einen Test als Ersatz für das Abi-Zeugnis hatte das Wissenschaftsministerium bereits im Mai zugelassen. „Damit waren wir wohl deutschlandweit Vorreiter“, sagte Möllring. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe versprochen, dass Deutschland die Aufnahme der Flüchtlinge schaffen werde. „Und das hier“, sagte Möllring, „ist ein kleiner Beitrag dazu.“ Meinung