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Frühere Bugas Nachnutzung ist das größte Problem

Die Bilanz der zurückliegenden Bundesgartenschauen fällt gemischt aus.

Von Lion Grote 09.10.2015, 01:01

Magdeburg l Für viele Magdeburger war es ein perfekter Sommer, damals 1999. Wo nur wenige Jahre zuvor noch russische Panzer walzten, zeigte sich die Landeshauptstadt bei strahlendem Sonnenschein von ihrer schönsten Seite. Die Bundesgartenschau wurde zum Erfolg. Der damalige Oberbürgermeister Willi Polte (SPD) erinnert sich bis heute gerne: „Ganz besonders war natürlich die große Wirkung in ganz Deutschland.“ 2,3 Millionen Besucher kamen in den Park, 300 000 mehr als erwartet. Und auch finanziell las sich die Bilanz am Ende positiv. Gemessen an den Besucherzahlen der vergangenen zehn Schauen liegt Magdeburg bis heute auf Platz fünf.

Am beliebtesten war demnach die Buga 2011 im rheinland-pfälzischen Koblenz mit etwa 3,5 Millionen Besuchern und einem Gewinn von 13 Millionen Euro, gefolgt von der Schau 2005 in München mit etwa drei Millionen Gästen. Am unteren Ende der Statistik befindet sich Hamburg. Nur etwa eine Millionen Gäste verbuchte die Internationale Gartenschau 2013 – halb so viele, wie erwartet – und einen Rekordverlust von 37 Millionen Euro. Ausgerechnet die größte Stadt, die die Veranstaltung in den vergangenen Jahren ausrichtete, hat die schlechteste Bilanz.

Den Erfolg der Buga in Magdeburg erklärt Polte auch mit der besonderen Situation der Nachwende-Zeit. „Wir haben damals sicherlich Gelder bekommen, die wir sonst so nicht erhalten hätten“, sagt Willi Polte heute. Die Buga sei eben mehr als eine Gartenschau gewesen. „Es war eine tolle Gelegenheit, ein so großes Areal ganz neu zu gestalten.“ Hinzu kamen Infrastrukturprojekte wie die Sanierung von Straßen oder neue Elbbrücken. In der Stadt hätte damals „eine Stimmung des Aufbruchs“ geherrscht, die sich auch auf die Besucher übertragen habe. Heutigen Ausrichtern gibt Polte einen Rat mit auf den Weg: „Man muss die Möglichkeiten, die ein solcher Park bietet nutzen, und an später denken.“

Tatsächlich ist die Nachnutzung für viele Buga-Orte ein Problem. Magdeburg machte aus dem Buga-Park den kostenpflichtigen Elbauen-Park. Doch finanzielle Probleme und Schäden an Gebäuden wie dem Jahrtausendturm gab es auch hier. Zuletzt musste die Schwebebahn abgebaut werden, die jährlich ein Defizit von mehr als 100 000 Euro erwirtschaftete. Der Spreeauenpark in Cottbus (Buga 1995) erreichte nie die erwarteten Gästezahlen und die Pflege belastet die Stadtkasse wie an vielen anderen Orten bis heute. Rostock hat noch immer Probleme, Veranstaltungen für die Messehalle zu finden, die für die IGS 2003 neu gebaut wurde.

Der Bund der Steuerzahler kritisiert deshalb sogar das Konzept einer Bundesgartenschau insgesamt. „Gartenschauen sind regelmäßig defizitär und verursachen enorme Folgekosten“, sagt Peter Pferdekemper vom Bund der Steuerzahler Rheinland-Pfalz. Dagegen steht allerdings die Werbewirkung und Entwicklung der Infrastruktur. Willi Polte jedenfalls hat es nie bereut, sich für den Traum einer Buga in Magdeburg eingesetzt zu haben.