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Razzia Polizei hebt im Harz Hanf-Plantage aus

In Sorge stellen die Ermittler 700 Cannabispflanzen sicher. Der Besitzer der Immobilie produziert nicht zum ersten Mal Schlagzeilen.

Von Dennis Lotzmann 02.11.2015, 00:01

Sorge/Magdeburg l Die Polizei hat im Harz zugeschlagen und in einem hotelähnlichen Ferienheim eine große Hanf-Plantage ausgehoben. Nach Angaben eines Staatsanwalts wurden dabei rund 700 Cannabispflanzen sichergestellt.

Bei der Durchsuchung der Hotelanlage im Oberharzer Ortsteil Sorge seien zwei Räume entdeckt worden, in denen im großen Stil Hanf angebaut worden sei, so der Sprecher der Magdeburger Staatsanwaltschaft, Frank Baumgarten, auf Anfrage. Eine besondere Brisanz bekommt der Fall, weil in dem Ferienheim gegenwärtig rund 150 Flüchtlinge untergebracht sind, um die überfüllte Zentrale Anlaufstelle (Zast) in Halberstadt zu entlasten.

Sowohl im Landeskriminalamt als auch seitens der Staatsanwaltschaft wurde ausdrücklich betont, dass sich die Durchsuchung und die Ermittlungen „nicht gegen die im Heim untergebrachten Flüchtlinge richten“. „Die Flüchtlinge haben damit definitiv nichts zu tun“, so Oberstaatsanwalt Baumgarten.

Anwohner in dem kleinen Harzort waren am Donnerstag von dem Polizeieinsatz und der im großen Stil erfolgten Sicherstellung der Hanfpflanzen überrascht worden. „Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen der Verdacht des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und unerlaubtes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln“, erklärte der Magdeburger Oberstaatsanwalt.

Zu weiteren Details, insbesondere zur Frage, wie die Ermittler auf die Spur zu dieser Cannabiszucht kamen, wollte sich Baumgarten nicht äußern. Damit ist auch unklar, gegen wen konkret sich die Ermittlungen richten.

Nach Recherchen der Volksstimme soll der Eigentümer des Hauses, ein 49 Jahre alter Mann aus den Niederlanden, im Fokus stehen. Die Ermittler haben bei der Großaktion in Sorge offenbar mehrere Immobilien des Mannes durchsucht. Dabei wurde auch Zubehör für den Hanf-Indoor-Anbau sichergestellt. Gegenüber der Volksstimme wollte sich der Heimeigentümer bislang nicht äußern: „Ich war im Ausland, befinde mich gerade auf der Rückreise und kann dazu noch nichts sagen“, erklärte er auf Anfrage am Freitag. Frühestens am Montag wolle er etwas sagen.

Wenig später meldete sich der Rechtsanwalt des Mannes und kündigte eine Kooperation mit den Ermittlungsbehörden an. „Wir sind an einer sachlichen Klärung interessiert“, betonte der Wernigeröder Anwalt Torsten Graf. Ihm selbst lägen noch keine Details vor. „Uns ist wichtig, dass der Betrieb der Flüchtlingsunterbringung, der mit dem Ermittlungen nichts zu tun hat, nicht gestört wird.“

Der Heimbetreiber hat erst vor wenigen Tagen für Schlagzeilen gesorgt. Er hatte einer Frau kurzfristig und vertragswidrig gebuchte Übernachtungsplätze in seinem Haus storniert, um stattdessen Flüchtlinge unterzubringen. Auf einen kritischen Hinweis, den der Sohn der Frau daraufhin in einem sozialen Netzwerk platziert hatte, reagierte das Team des Heims überraschend. Es unterstellte der Familie der Frau Flüchtlingsfeindlichkeit.

Später entschuldigte sich der Hotelbesitzer sowohl für die Stornierung als auch für jene Unterstellung öffentlich.