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Polizei Pensionäre warten auf lukratives Angebot

Die Polizei in Sachsen-Anhalt ist überlastet. Pensionierte Beamte würden gerne aushelfen.

Von Matthias Fricke 09.11.2015, 00:01

Magdeburg l Der 58-jährige Karl-Heinz Zeising ist Polizeioberkommissar im Vorruhestand. Zuletzt war er Einsatzführer im Revierkommissariat Altmarkkreis Salzwedel. Erst am 31. August 2017 wird der ehemalige Beamte sein reguläres Pensionsalter von 60 Jahren erreichen. Der Grund dafür: Bereits seit 2013 befindet sich der Altmärker in der Ruhephase, weil er vier Jahre zuvor jeden Monat nur 88 Prozent Gehalt erhielt. Den Rest sparte er für die vier Jahre des Altersübergangs.

„So wie sich gegenwärtig die Situation entwickelt, mit der Flüchtlingskrise und der vorherrschenden Personalnot, würde ich mich aber gerne zur Verfügung stellen“, sagt er. Allerdings, so schränkt er ein, müsste das Angebot schon lukrativ sein. „Ganz umsonst wird niemand wieder in den Dienst zurückkehren“, sagt Zeising. Er kenne als Landesseniorenbeauftragter der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) eine Reihe von Kollegen im Land, denen es ähnlich ergehe.

„Es hatte jeder seine Gründe das Ruhestandsangebot anzunehmen, aber bei manchen änderte sich das eben“, sagt er. Zeising weiß sogar von ehemaligen Beamten, die jetzt im Baumarkt als Hausmeister arbeiten. „Das ist doch Verschwendung von Ressourcen. Der Mann kann als ausgebildeter langjähriger Polizist hier doch viel besser helfen“, sagt der 57-Jährige.

Ähnlich sieht es der Landesvorsitzende der DPolG, Wolfgang Ladebeck, auch für die Pensionäre: „Im Vordergrund muss jetzt stehen, die Polizisten im Streifendienst so schnell wie möglich zu entlasten. Die Rekrutierung von Pensionären ist da eine gute Sache, vorausgesetzt sie ist freiwillig. Da muss auch ein lukratives Angebot her.“

Die Politik sei jetzt gefordert, so schnell wie möglich Lösungen zu schaffen. Ladebeck nennt noch andere Beispiele: In Nordrhein-Westfalen werden ehemalige Beamte als Tarifbeschäftigte wieder eingestellt. In Baden-Württemberg erhalten Polizisten, die länger arbeiten, zehn Prozent mehr Gehalt.

Die von Innenminister Holger Stahlknecht vorgeschlagene „Wachpolizei“ hält Ladebeck nur vorübergehend für eine tragbare Lösung. Uwe Petermann, sein Kollege von der Gewerkschaft der Polizei, lehnt das Modell der Einstellung auf tariflicher Basis sogar ab. „Wer soll sich denn auch für drei Jahre melden? Das nutzen vorübergehende Arbeitslose vielleicht als Überbrückung, mehr aber auch nicht“, sagt er. Seine Gewerkschaft schlägt vor, in drei „Paketen“ etwa 300 Polizeischüler für den mittleren Dienst in größeren Abständen einzustellen, die statt zweieinhalb Jahre Ausbildung eine wesentlich längere Zeit benötigen. Die Praktikanten werden länger im Wachdienst eingestellt und setzen bei Eintreffen des neuen „Pakets“ die Ausbildung zum Vollzugsbeamten fort. „Für die verlängerte Zeit erhalten die Polizeischüler auch mehr Geld und sind dann schon Beamte auf Probe“, sagt Petermann.

Das Vorhaben, Pensionäre freiwillig für die Rückkehr in den Dienst zu begeistern, begrüße auch er.