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Tourismus Brehmer: Mindestlohn war Herausforderung

CDU-Politikerin Heike Brehmer spricht im Interview über Rekorde und bessere Bezahlung im deutschen Tourismus.

24.11.2015, 23:01

Magdeburg l Heike Brehmer (CDU) ist Vorsitzende des Tourismusausschusses des Bundestags. Über die Einwicklung des Fremdenverkehrs sprach Steffen Honig  mit der Harzerin.

Volksstimme: Bei den Übernachtungszahlen aus dem In- und Ausland deutet sich 2015 als das sechste Rekordjahr in Folge an. Woraus ergibt sich dieser stetige Zuwachs?

Heike Brehmer: Deutschland hat Reisenden viel zu bieten. Sei es der Aktivurlaub in den Bergen oder am Meer, sei es der Städtetrip verbunden mit einer Shoppingtour. Viele kulturelle Sehenswürdigkeiten, aber auch Musik- oder Sportveranstaltungen locken Besucher in unser Land. Dies sind nur einige Beispiele aus der Vielfalt, die Deutschland so attraktiv macht.

Dabei spielt auch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis eine große Rolle, denn im Vergleich zu anderen Ländern punktet Deutschland mit sehr günstigen Übernachtungspreisen bei gleichzeitig hervorragender Qualität. Deutschland hat seit jeher einen starken Binnentourismus. Gut ein Drittel unserer Landsleute verreist am liebsten in Deutschland. Aber auch die Zahl der ausländischen Gäste wächst seit Jahren kontinuierlich. Unser Land hat ein positives Image und seit dem Sommermärchen 2006 ist Deutschland einfach „in“.

Wie ordnet sich hier Sachsen-Anhalt ein?

Sachsen-Anhalt hat für seine Gäste ein vielseitiges Angebot. Beispielsweise Wanderungen im Harz, Fahrradfahren entlang der Elbe, die Straße der Romanik, Weingenuss im Saale-Unstrut-Gebiet oder Kultur mit Cranach, Luther und dem Bauhaus. Das vergangene Jahr war auch ein Rekordjahr für Sachsen-Anhalt. Mit 7,4 Millionen Übernachtungen konnten wir uns über einen neuen Höchstwert freuen. In den ersten acht Monaten diesen Jahres wurden bereits 5  097  871 Übernachtungen gezählt. Damit diese erfreuliche Entwicklung anhält, muss weiterhin intensiv für Sachsen-Anhalt im In- und Ausland geworben werden. Hier gilt es, auch das Reformationsjubiläum 2017 und das Bauhausjubiläum 2019 zu nutzen.

Die Bundesmittel für den Tourismus sollen 2016 nochmals um 500 000 Euro steigen. Wofür wird das Geld gebraucht?

Seit über 60 Jahren wirbt die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) erfolgreich für das Reiseland Deutschland im Ausland. Im vergangenen Jahr konnten wir uns mit 75,6 Millionen Übernachtungen ausländischer Gäste über das fünfte Rekordergebnis in Folge freuen. Auch in diesem Jahr wurden bereits in den ersten acht Monaten 54,6 Millionen internationale Übernachtungen gezählt. Das ist ein Plus von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mit den zusätzlichen Fördermitteln sollen neue Märkte erschlossen werden: die sogenannten BRIC-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien und China, sowie Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Montenegro, Rumänien und Serbien. Die stetig wachsende Zahl der ausländischen Gäste zeigt, dass die Fördermittel für die Tourismuszentrale sehr gut investiert sind. Die DZT vermarktet die touristische Vielfalt unseres Landes in der ganzen Welt. Hierzu führt sie Marktforschungen in ausgewählten Quellmärkten durch, organisiert Messen und Workshops für inländische Anbieter und vertritt Deutschland auf internationalen Reisemessen. Darüber hinaus veranstaltet die Zentrale Presse- und Informationsreisen für ausländische Reiseveranstalter und Journalisten, um das Reiseland Deutschland bekannter zu machen.

Nach Angaben der Bundesregierung sind im Hotel- und Gaststättengewerbe überdurchschnittlich viele Geringverdiener beschäftigt – 64 Prozent gegenüber 20 Prozent in den sonstigen Wirtschaftsbereichen. Was sind die Gründe?

In der Tat ist es so, dass das durchschnittliche Lohnniveau im Hotel- und Gaststättengewerbe nicht so hoch ist wie beispielsweise in der Industrie. Seit Beginn des Jahres gilt der Mindestlohn auch in der Gastronomie und Hotellerie. Viele Gastronomen und Hoteliers haben bereits vor der Einführung des Mindestlohns ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ordentliche Gehälter gezahlt. Manche aber auch nicht, weil wirtschaftliche Gründe sie dazu zwangen. Heute erhalten alle Beschäftigten der Branche mindestens 8,50 Euro die Stunde. Je nach Qualifizierung steigt wie in jedem Berufszweig üblich der Stundenlohn.

Welche Möglichkeiten gibt es, Qualifizierung und Verdienstmöglichkeiten zu verbessern?

Die Qualifizierung beginnt schon in der Ausbildung. Hier wird bereits viel getan, um auch jungen Menschen zu helfen, denen die Ausbildung nicht so leicht fällt. Es gibt Einstiegsqualifizierungen, ausbildungsbegleitende Hilfen, zweijährige Ausbildungsberufe, Beikoch- oder Helferausbildung. Leistungsstarke Auszubildende haben auch ohne Studium Karrierechancen wie in kaum einer anderen Branche. Die Einführung des Mindestlohns war vor allem für kleine Betriebe eine Herausforderung. Wenn alle Gäste bereit sind, für gute Qualität und gute Arbeit einen angemessenen Preis zu bezahlen, könnten die Gastronomen auch höhere Löhne zahlen.