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Gewalt Schulen wappnen sich gegen Terror

Sachsen-Anhalts Schulen sollen sich besser auf gefährliche Situationen vorbereiten. Ein Krisenordner gibt ihnen Verhaltensregeln.

Von Hagen Eichler 01.12.2015, 00:01

Magdeburg l Bis zum Jahresende werden die 1500 Exemplare an alle Schulen ausgeliefert. Schulleiter, Lehrer und Schulpsychologen sollen damit im Notfall auf ein durchdachtes Konzept zurückgreifen können. Eine Übersicht gleich zu Beginn zeigt die Vielfalt der möglichen Ereignisse: von A wie Amoklauf bis W wie Waffengebrauch.

Unter Stress sei es oft schwer, an alles zu denken, sagte Carola Wilhayn vom Landesschulamt bei der Vorstellung des Krisenordners am Montag. Deshalb sei es wichtig, für verschiedene Szenarien Leitfäden zu besitzen.

Dabei geht es nicht nur darum, einen Überblick zu gewinnen, Hilfe herbeizurufen, klare Anweisungen zu geben, Menschen zu sichern. Auch psychologische Hilfe ist nötig. Ein Merkblatt gibt zum Umgang mit Schülern etwa folgende Ratschläge: „Sagen Sie, dass Sie da sind und dass etwas geschieht. Schirmen Sie physisch und psychisch Verletzte vor Zuschauern ab. Suchen Sie behutsam (Körper-)Kontakt. Sprechen Sie ruhig. Hören Sie zu.“

Nach Aussage des Landesschulamts hat Sachsen-Anhalt zum ersten Mal ein solches Kompendium für Krisensituationen. Bislang habe es vereinzelte Handlungsempfehlungen auf Anfrage einzelner Schulen gegeben.

Auch wenn die Planungen für den Ordner bereits vor langem begonnen haben, stellte Kultus-Staatssekretär Jan Hofmann (SPD) ihn in den Zusammenhang der Anschläge von Paris. Der Terrorismus attackiere nicht nur Kultur, Wissenschaft und Bildung, „sondern unsere Art zu leben“, sagte er. Mit der Handreichung seien Sachsen-Anhalts Schulen gerüstet. „Wir sind da an der Spitze der Bewegung“, sagte er mit Blick auf die anderen Bundesländer. Drohungen gegen Schulen, betonte Hofmann, kämen allerdings meist von jetzigen oder ehemaligen Schülern, die sich gekränkt fühlten. Zur Prävention sei ein gutes Schulklima wichtig – auch dazu gibt der Ordner Tipps.

Der jüngste Polizei-Großeinsatz in einer Schule liegt erst vier Wochen zurück. Nach E-Mail-Drohungen gegen das Burg-Gymnasium Wettin (Saalekreis) rückten 100 Polizisten an und durchkämmten das Gebäude mit Sprengstoffhunden. Gefunden wurde nichts, der Unterricht für die 840 Schüler begann mit Verzögerung. Der Täter ist bis heute nicht gefasst.

Die Schulgebäude im Land sind beim Schutz gegen Gewalttäter auf unterschiedlichem Stand. „Ich denke, dass wir relativ gut gesichert sind“, urteilt Claudia Diepenbrock vom Sekundarschullehrerverband Sachsen-Anhalt. Die meisten Schulen hätten von innen verriegelbare Klassentüren und Lautsprecher für Durchsagen.

Solche Anschaffungen sind allerdings Aufgabe der Schulträger, also der Kommunen. Das Kultusministerium hat keinen Überblick, ob sämtliche Schulgebäude den heutigen Anforderungen genügen.