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Schule Linke stellt das Gymnasium infrage

Die Linkspartei will Sachsen-Anhalts Schulsystem drastisch umbauen. Sie setzt auf gemeinsames Lernen.

Von Hagen Eichler 04.12.2015, 00:01

Magdeburg l Bislang sind die Landkreise und kreisfreien Städte verpflichtet, die Schulform Gymnasium anzubieten. Die Linke will damit Schluss machen. Nach ihren Vorstellungen sollen Kommunen das Gymnasium durch eine Gemeinschaftsschule ersetzen können. Geplant sei keine Schließung von oben, betonte Sachsen-Anhalts Linken-Chefin Birke Bull. „Wir wollen den Diskurs vor Ort.“

Der Landkreistag sieht den Vorschlag kritisch. „Das wäre eine sehr weitreichende Befugnis“, sagte Präsident Michael Ziche (CDU). Das Schulsystem würde sich dann selbst innerhalb eines Bundeslandes stark unterscheiden, warnte er.

Für die Sekundarschule sieht die Linke keine Zukunft. „Mittelfristig“ sollten sie sämtlich in Gemeinschaftsschulen umgewandelt werden, heißt es in einem Thesenpapier der Landtagsfraktion. Dieses Ziel werde allerdings in der kommenden Legislaturperiode noch nicht erreicht.

Derzeit gibt es in Sachsen-Anhalt 140 Sekundarschulen und 30 Gemeinschaftsschulen. Die Linke wolle keinerlei Druck ausüben, beteuerte Bull. Allerdings will sie die Gemeinschaftsschule mit mehr Personal versorgen.

Die Berufsverbände der Gymnasial- und der Sekundarschullehrer lehnen die Vorschläge ab. Getäuscht fühlt sich der Philologenverband, der nach eigenen Angaben rund 1000 Gymnasiallehrer vertritt. „Noch im Juli hat uns die Landtagsfraktion der Linken zugesichert, dass sie keine Strukturveränderungen anstrebt“, sagte Landesvorsitzender Jürgen Mannke. Das Gymnasium sei durch nichts zu ersetzen.

Claudia Diepenbrock vom Sekundarschullehrerverband sagte, die Gemeinschaftsschule helfe niemandem, weder den starken noch den schwachen Schülern. Alle kämen gleichermaßen zu kurz.

Der Vorstoß der Linken heizt bereits vor dem Landtagswahlkampf die Debatte um das richtige Schulsystem an. Auch SPD und Grüne setzen auf das gemeinsame Lernen von starken und schwachen Schülern in einer Klasse. Die Gemeinschaftsschule, die das umsetzt, wurde 2013 eingeführt, mittlerweile gibt es 30 dieser Schulen.

Die Linke will, dass noch deutlich mehr Gemeinschaftsschulen als bislang den Weg zum Abitur anbieten. „Wir wollen kein Gymnasium schließen, aber mehr Wettbewerb organisieren“, sagte Landeschefin Bull. Neben der allgemeinen Hochschulreife soll auch die Fachhochschulreife als Abschluss an Gemeinschaftsschulen hinzukommen.

Aus der Regierungskoalition erntet Bull einhellig Kritik. Die Linke plane eine „Einheitsschule“ bis zum Abitur, hieß es aus der CDU-Fraktion. Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) warnte vor einer Verunsicherung von Schülern, Eltern und Lehrern. Er warf der Linken vor, sie setze auf „Zwangsbeglückung“ statt Freiwilligkeit.