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Gesundheit Mit Code-Nummer flott zum Facharzt

Über ein neues Terminsystem sollen Patienten künftig innerhalb von vier Wochen einen Facharzttermin bekommen.

Von Steffen Honig 19.01.2016, 00:01

Magdeburg l Pflichtgemäß erwarten vom 25. Januar an vier Mitarbeiter der Kassenärztlichen Vereinigung in Magdeburg telefonische Anfragen nach Facharztterminen. Wie viel sie zu tun bekommen werden, weiß Burkhard John, Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung nicht – es handelt sich um Neuland.

Einige Fachärzte hätten aber freie Termine gemeldet, sagt John. Auch mit den Krankenhäusern, so John, sei man im Gespräch, um Patienten notfalls dahin umzuleiten.

Die Voraussetzung, um den neuen Service zu nutzen, ist ein neuer Überweisungscode, den der Hausarzt im Bedarfsfall auf das Formular klebt (siehe Kasten). Außerdem sollten sich die Anrufer bereits selbst um einen Termin bemüht haben, wenn auch erfolglos. Bei der fachärztlichen Grundversorgung (etwa Chirurgie) soll der Patient maximal 30 Minuten mehr als zum nächstgelegenen Spezialisten brauchen. Bei hochspezialisierten Praxen (etwa Radiologie) wird eine Stunde auf den kürzestmöglichen Weg aufgeschlagen.

Wünsche nach einem bestimmten Mediziner oder Termin könnten nicht berücksichtigt werden, sagt der Kassenärzte-Chef. Der Patient muss nehmen, was ihm angeboten wird. Gar keine Termine gibt es für Routineuntersuchungen oder bei Bagatellerkrankungen.

Der Magdeburger CDU-Bundestagsabgeordnete Tino Sorge begrüßt das neue System: „Für unsere Region ist besonders wichtig, dass man für die gefragten Augenärzte und Gynäkologen keine Überweisung braucht.“

Burkhard John ist dagegen skeptisch und spricht weiter von „Unsinn“. Vergeblich hatten sich die Ärzte gegen die Einrichtung von Terminservicestellen gewehrt. Er hält sie für „politische Symptomtherapie, jedoch keine Behandlung von Ursachen“.

Denn die Belastung der Praxen in Sachsen-Anhalt sei enorm: Die Zahl der Behandlungsfälle liege 20 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, hingegen bewege sich die Vergütung pro Fall um sechs Prozent unter dem deutschlandweiten Wert.

John verweist zudem auf eine anderes, in Sachsen-Anhalt erprobtes Modell, um die Behandlung bei medizinischen Spezialisten zu organisieren: das Hausärzteprogamm. Hier erfolgt die Steuerung über den Hausarzt, der bei Bedarf Kontakt zum Facharzt aufnimmt und die Überweisung veranlasst.

Entsprechende Vereinbarungen hat die Kassenärztliche Vereinigung mit der AOK Sachsen-Anhalt und mit der IKK gesund plus getroffen – seit kurzem ist auch die Barmer GEK mit dabei. Am Hausarztprogramm nehmen inzwischen 500 000 Menschen teil. Das ist fast ein Viertel aller Sachsen-Anhalter.