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Polizeieinsatz Vater entführt in Kalbe seinen Sohn

Eine Kindesentführung in Kalbe die Polizei in Atem gehalten. Ein Vater hatte damit gedroht, seinem Kind Gewalt anzutun.

Von Cornelia Kaiser 19.02.2016, 00:01

Kalbe l Im Altmarkkreis Salzwedel hat sich am Donnerstag ein Familiendrama abgespielt. Gegen Mittag hatte ein 29-Jähriger seinen neun Monate alten Sohn aus der Kita „Märchenland“ abgeholt, was jedoch gegen den Willen der 18-jährigen Mutter geschah. Offenbar hatte der Mann zuvor im Zuge einer Auseinandersetzung damit gedroht, dem Kind Gewalt anzutun. Die Eltern sollen getrennt voneinander leben.

Das Kita-Team war, wie Bürgermeister Karsten Ruth bestätigte, unmittelbar vor dem Eintreffen des Vaters von der Auseinandersetzung in Kenntnis gesetzt worden. Die Erzieherin stellte sich dem Mann zwar in den Weg. Dieser drängte die Frau aber zur Seite, nahm seinen Sohn und fuhr mit ihm im Auto davon.

Die Polizei, die von einer Entführung, nicht von einer Geiselnahme sprach, löste daraufhin eine Großfahndung aus. Hierbei kam auch ein Polizeihubschrauber zum Einsatz, der längere Zeit über der Stadt und der Umgebung kreiste.

Am späteren Nachmittag konnten der Mann und das Kind dann in seinem Fahrzeug in der Nähe von Kalbe lokalisiert werden. Spezialisten des Landeskriminalamtes nahmen am Abend telefonisch Verhandlungen mit dem Vater auf. Er weigerte sich über mehrere Stunden, das Kind herauszugeben.

Aus diesem Grund wurden auf dem alten Sportplatz in Wernstedt, drei Kilometer entfernt von Kalbe, Einsatzkräfte des Reviers Salzwedel, der Polizeidirektion Nord und des Spezialeinsatzkommandos (SEK) zusammengezogen. Dies erfolgte nach Polizeiangaben aus verhandlungstaktischen Gründen nicht in unmittelbarer Nähe des Täters, um diesen nicht noch stärker unter Druck zu setzen.

Gegen 18.30 Uhr wurde das Drama von der Polizei beendet. Das Einsatzkommando überwältigte den Mann an seinem Fahrzeug. Er leistete keinen Widerstand. Das Kind wurde anschließend vom Rettungsdienst untersucht und auf Grund leichter Verletzungen vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.

Gleich nach Beginn der Fahndung hatte die Stadt Kalbe als Trägerin der Einrichtung den Zugangscode am Eingangstor der betreffenden Kita ändern lassen. Das Sicherheitstor war kürzlich neu installiert worden. Grund: Am 25. Juni des vergangenen Jahres hatte ein psychisch kranker Mann mit einem Amoklauf in der Kita gedroht. Zuvor war diesem Mann die Herausgabe eines ihm bekannten Kindes verweigert worden.

Leider, so sagte Bürgermeister Karsten Ruth, ließen sich derartige Gefährdungslagen nicht ausschließen. „Man kann eine Kita nicht zu einer Festung machen“, betonte er.