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Integration Willkommen in der Kita

Bei einem landesweiten Trainingsprogramm sollen Erzieher lernen, wie sie am besten mit Flüchtlingskindern umgehen.

29.02.2016, 23:01

Magdeburg l Mit einem Vorurteil kann Claudia Köhler gleich aufräumen: Dass manche Kinder Schweinefleisch essen und andere nicht, ist kein Problem für Kitas in Sachsen-Anhalt. „Es gibt inzwischen so viele Ansprüche, die Eltern an die Ernährung ihrer Kinder stellen. Schweinefleisch ist da nur ein weiterer Aspekt“, erklärt die stellvertretende Regionalleiterin der deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). In der Kita Kunterbunt im Magdeburger Stadtteil Leipziger Straße besprechen die Eltern direkt mit einem Caterer, was ihre Kinder essen dürfen und was nicht. Individuelle Menüs sind kein Problem.

Seit Montag ist die Kita Kunterbunt eine von 26 Willkommens-Kitas im Land. Im Laufe dieses Jahres erhalten Erzieher und Erzieherinnen dieser Einrichtungen insgesamt fünf Lehrgänge, die interkulturelle Kompetenzen vermitteln. Außerdem können sie sich auf Fachtagen austauschen. Das Programm läuft drei Jahre. 800 000 Euro Fördergeld kommt von der deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Welche Kitas noch bei dem Programm dabei sind, will die Stiftung Ende der Woche veröffentlichen. In die Kita Kunterbunt gehen im Moment nur zwölf Kinder mit Migrationshintergrund, darunter vier Flüchtlingskinder. Im Landesdurchschnitt liege die Kita damit im Mittelfeld, sagt Claudia Köhler. Trotzdem sei eine Förderung sinnvoll. „Es gibt sogar viele Kitas auf dem Land, die noch gar keine Kinder mit Migrationshintergrund betreuen, aber auch das wird sich ändern.“ Kitas mit viel Vorerfahrung bräuchten die Einstiegs-Förderung unter Umständen sogar weniger dringend.

In Magdeburg erwartet man in Zukunft ebenfalls mehr ausländische Kinder. „In unserem Wohngebiet werden viele Flüchtlinge eine Wohnung beziehen und sich bei uns melden“, sagt Kita-Leiterin Oliva Rodenhauser. Ein großes Problem bei der Kita-Integration sei die Sprachbarriere. Aber auch die Funktion einer Kita und der Anmeldeprozess würden von verschiedenen Kulturkreisen unterschiedlich verstanden. Spielerisches Lernen sei in anderen Teilen der Welt unbekannt. „Manche Eltern sind erbost, dass die Kinder nichts Richtiges lernen“, sagt Claudia Köhler von der DKJS. Beim Verstehen solcher Konflikte helfe das Trainingsprogramm.

Sozialminister Norbert Bischoff sieht den Kitabesuch als einen Weg, Eltern besser zu integrieren. „Für Einwanderer ohne Kinder ist es schwieriger, den Einstieg in die Regeln unseres Kulturkreises zu finden“, sagt er. Da der Kita-Besuch in manchen Ländern unüblich sei, müssten Einrichtungen an Eltern herantreten und die Vorteile der frühkindlichen Bildung erläutern, so der Minister.

Alle Flüchtlingskinder im Land könnten die Kitas nicht betreuen, sagt Claudia Köhler. Das Wichtigste sei, die Kapazitäten der Kitas in den großen Städten auszubauen.