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Energiewende 70 Millionen Euro für neue Netze

Neue Stromnetze für die Energiewende werden teuer: Allein im Großraum Magdeburg werden bis 2018 rund 70 Millionen Euro verbaut.

09.03.2016, 23:01

Wolmirstedt l Für rund acht Millionen Euro bauen der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz, der regionale Netzbetreiber Avacon und die Städtischen Werke Magdeburg (SWM) das Umspannwerk Wolmirstedt zu einem wichtigen Stromdrehkreuz für ganz Deutschland aus. Der erste Bauabschnitt, für den die Arbeiten im Mai 2014 begonnen hatten, ist fertig. 2017 soll das Umspannwerk dann komplett für die viel beschworene Energiewende gerüstet sein und Windstrom in die überregionalen Transportnetze und regionalen Verteilnetze einspeisen. „Mit den Baumaßnahmen hoffen wir, für die nächsten 40 Jahre unsere Hausaufgaben erledigt zu haben“, sagte Bernd Müller, Leiter Bau und Betrieb der Netze bei Avacon, am Mittwoch in Wolmirstedt.

Neben dem Umspannwerk baut der regionale Netzbetreiber auch seine Verteilnetze für die Energiewende um. Denn auf die Stromleitungen kommen in der neuen Energie-Welt andere Anforderungen zu: Während sie früher dafür ausgelegt waren, den in großen Kraftwerken erzeugten Strom in die Stadt und auf das Land zu bringen, müssen sie heute Strom aus verschiedenen Quellen aufnehmen können. Überall dort, wo Hausbesitzer Photovoltaikanlagen auf dem Dach haben oder Windparks auf der Wiese stehen, muss über das Verteilnetz der grüne Strom abtransportiert werden.

Zwischen Sommersdorf an der niedersächsischen Grenze und dem Wolmirstedter Umspannwerk wird ab Mai eine neue Leitung diese Aufgaben übernehmen. 144 Masten hat Avacon entlang der Autobahn 2 in den vergangenen Monaten aufgestellt. Rund 35 Millionen Euro sind in die 45 Kilometer lange Strecke investiert worden. Derzeit werden die letzten Leiterseile bis zum Umspannwerk gezogen. „Wir sammeln mit dieser Leitung alles ein, was sich an erneuerbaren Energien an der A 2 tummelt“, erklärte Müller. In die Arbeiten im gesamten Großraum Magdeburg investiert Avacon rund 70 Millionen Euro, sagte Müller. Im Jahr 2018 soll der Ausbau des regionalen Verteilnetzes abgeschlossen sein.

Für die Mammut-Aufgabe Energiewende ist das Ausbau der regionalen Netze allerdings das kleinere Projekt. Ursprünglich sollten bis 2022 große Stromautobahnen, die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ), gebaut werden. Über sie soll der in Norden eingesammelte Windstrom verlustarm über große Entfernungen zu den energieintensiven Unternehmen im Süden transportiert werden.

Doch der Ausbau läuft schleppend. Die Bundesländer streiten noch immer über den Verlauf der Trassen. Bürgerinitiativen blockieren die Planungen. Die Bundesregierung beschloss im Oktober des vergangenen Jahres den Vorrang für Erdkabel bei den Nord-Süd-Stromtrassen. Statt Freileitungen sollen jetzt also Erdkabel verlegt werden. Das dürfte den Ausbau weiter verzögern und zudem deutlich teurer machen. Dabei sind ursprünglich bereits mindestens 22 Milliarden Euro veranschlagt worden.

Johannes Kempmann, Technischer Geschäftsführer der SWM und seit Juni 2014 auch Präsident des größten deutschen Energieverbandes, rechnet nicht mit einer schnellen Fertigstellung. „Wir brauchen die Gleichstromleitungen, um unseren Windstrom abzutransportieren, aber wir werden sie bis 2022 nicht bekommen“, so Kempmann. Die letzten zwei Jahre Planung seien wegen des beschlossenen Vorrangs für Erdkabel ohnehin „für die Tonne“.

In den Netzausbau-Plänen der Übertragungsnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur nimmt auch das Umspannwerk Wolmirstedt eine zentrale Rolle ein. Von der Kleinstadt in der Börde bis nach Gundremmingen (Bayern) soll künftig eine der Höchstspannungsleitungen führen.