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Landtagswahlen Befreites Lachen vor der Hauptstadtpresse

Der dreifache Wahlsieg verhilft AfD-Chefin Petry zum ersten Auftritt vor der Bundespressekonferenz.

Von Hagen Eichler 15.03.2016, 00:01

Berlin l Er hat mit seiner Partei die Grünen geschlagen, die Linke geschrumpft und die SPD gedemütigt – aber hier ist Schluss für André Poggenburg. Am Tag nach der Wahl steht Sachsen-Anhalts AfD-Landes-chef in Berlin im Haus der Bundespressekonferenz, vor sich eine Glastür, die sich nicht öffnen will. Poggenburg steckt fest in einem Nebeneingang, ohne Hausausweis geht es hier nicht weiter. Schließlich rettet ihn der herbeigeeilte AfD-Pressesprecher und macht den Weg frei: Der bisherige Hinterbänkler aus dem Kreistag des Burgenlandkreises tritt vor die Hauptstadtpresse.

Es ist das erste Mal überhaupt, dass die AfD zu Gast ist vor der berühmten blauen Wand der Bundespressekonferenz. Bundeschefin Frauke Petry präsentiert stolz ihre Wahlsieger aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Poggenburg ist es, der dem triumphalen Sieg mit jungenhaftem Lächeln ein Gesicht gibt. Trotz aller Angriffe und Drohungen durch politische Gegner hätten sich viele Menschen nicht abhalten lassen, ihren Protest in die Wahlkabine zu tragen, sagt der 40-Jährige und verweist stolz auf die vielen Stimmen früherer Nichtwähler: „Ein großer Tag für die Demokratie, ein großer Tag für Deutschland.“

Was wird die AfD-Fraktion in Magdeburg als Erstes angehen? Dass er selbst als Vorsitzender kandidieren wird, ist keine Überraschung. Zu politischen Vorhaben will sich Poggenburg indes nicht festlegen. „Wir werden erst einmal Anfragen stellen und Informationen sammeln. Erst als nächster Schritt kommen Anträge.“

Die meisten Anfragen richten sich an Petry. Die zuletzt parteiintern umstrittene Parteichefin windet sich um eine Aussage, wie die AfD zum rechtsextremen Front National steht. „Die AfD ist die AfD“, sagt sie und klagt über die „Etikettendiskussion“. Verlängert wird diese ausgerechnet durch einen frischgewählten Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt: Der Merseburger Hans-Thomas Tillschneider hatte über Gemeinsamkeiten beider Parteien fabuliert.

Einem Thema möchte auch Poggenburg nur zu gern entkommen: den Vollstreckungshaftbefehlen gegen ihn. Als ein Reporter der Süddeutschen Zeitung nachfragt, springt Petry ein. „Herr Poggenburg hat mich gebeten, diese Frage zu beantworten. Die Verfahren, die es gegeben hat, sind beendet“, sagt sie – und erntet unwilliges Gegrummel der Journalisten. Gregor Mayntz, Vorsitzender der Bundespressekonferenz, schreitet ein: „Wem wir die Fragen stellen, das müssen Sie schon uns überlassen.“ Jetzt muss Poggenburg doch reden. Er wiederholt seine Verteidigungslinie, die Haftbefehle hätten nichts mit Finanzproblemen zu tun, sondern mit Versäumnissen. „Das ist gegessen“, versichert er. Für einen Moment verschwindet das Lächeln aus dem Gesicht.

In den nächsten ein bis zwei Wochen soll die Fraktion erstmals zusammenkommen, sagt Poggenburg nach der Pressekonferenz der Volksstimme. Ein Tag steht noch nicht fest, „das sind ja alles Leute, die im Beruf stehen.“ Poggenburg hat nicht einmal die Namen aller Gewählten im Kopf. Der Wahlsieg ist noch zu frisch.