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Genozid-Streit Die Türkei protestierte bereits im November

Sachsen-Anhalts Schulkinder werden über die Massaker an Armeniern im Osmanischen Reich falsch informiert - davon ist die Türkei überzeugt.

Von Hagen Eichler 05.04.2016, 01:01

Magdeburg l Der diplomatische Konflikt, der am 19. Februar in der Einbestellung des deutschen Botschafters in Ankara seinen Höhepunkt fand, begann schon mehrere Monate zuvor. Ende September reiste Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) in Sachsen-Anhalts Partnerland Armenien. In Eriwan gab er die Publikation einer neuen Unterrichtshilfe für Lehrer bekannt. Deren Titel: „Genozid als Thema schulischen Unterrichts“, Hauptthema ist der Massenmord an den Armeniern.

Aus Sicht der Türkei eine Provokation – sie lehnt den Begriff „Genozid“ für den blutigen Konflikt von 1915 ab. Wenig später wurde Generalkonsul Mehmet Günay bei Dorgerloh vorstellig. „Ich habe ihm deutlich gemacht, dass die Handreichung nicht gegen die Türkei gerichtet ist“, sagte Dorgerloh am Montag. Der Diplomat ließ sich nicht überzeugen und meldete den Fall nach Ankara. Eine in der Broschüre abgedruckte Karikatur von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einem Meer von Totenschädeln dürfte die Wut dort noch gesteigert haben, sie thematisiert Erdogans Umgang mit der türkischen Geschichte.

Dorgerloh betont, dass das 125-Seiten-Werk den Stand der Forschung repräsentiere. Zurückziehen will er es nicht. „Wir berufen uns auf die Wissenschaftsfreiheit, die freie Lehre und die Meinungsfreiheit.“ Zuständig sei ganz allein Sachsen-Anhalt.