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Joachim Streich Rekordfußballer wird 65

Ex-FCM-Kicker und Rekordfußballer Joachim Streich feiert seinen 65. Geburtstag.

Von Hans-Joachim Malli 13.04.2016, 01:01

Magdeburg l „Jetzt haben wir auch einen Ausländer“, meinte FCM-Legende Wolfgang „Paule“ Seguin, als „Fischkopp“ Streich im Sommer 1975 vom FC Hansa Rostock zum 1. FC Magdeburg „delegiert“ wurde. Der dreifache DDR-Meister sollte endlich auch einmal im europäischen Meister-Cup weiterkommen, scheiterte im Herbst 1975 aber gleich in der ersten Runde an Malmö FF im Elfmeterschießen. Joachim Streich verschoss einen Strafstoß.

Der Rekordnationalspieler und Rekordtorschütze Joachim Streich feiert heute seinen 65. Geburtstag. Eine große Feier wird es aber nicht geben. „Die gab´s zum 60., soll es wieder zum 70. geben, wenn ich denn so alt werde. Diesmal feiern wir im kleinen Kreis bei unserem Lieblings-Italiener in Magdeburg“, so der Jubilar.

Der hatte zuletzt auch einige gesundheitliche Probleme, unter anderem im Vorjahr Herz-Rhythmus-Störungen. Doch selbst da konnte er nicht von seiner geliebten „Duett“ lassen, stets lagen die Zigaretten in Griffnähe. „Zu meiner aktiven Zeit habe ich aber mehr geraucht.“

Um den Ausnahme-Fußballer ist es zuletzt etwas ruhiger geworden, seit er im vergangenen Sommer Rentner wurde. „Meine 45 Beitragsjahre hatte ich da voll“, so Streich, der zuletzt in einem großen Sportmarkt in Magdeburgs Innenstadt als Verkäufer tätig war.

Betritt man das schmucke Einfamilienhaus der Familie Streich in Möckern, wohin sie 1993 aus der Plattenbauwohnung in Magdeburg-Nord umzog, sucht man vergebens nach Fußball-Devotionalien. Kein Bild, keine Urkunde an der Wand, kein Trikot griffbereit. Streich: „Ich bin kein Mensch, der in der Vergangenheit schwelgt.“ Die Erinnerungs-teller, die es zu jedem fünften Auswahlspiel gab – davon besaß der Ausnahme-Kicker 20 –, hat ein Schwager in der Garage.

Sein Rentnerdasein genießt der frühere Torjäger, kramt im Garten hinter dem Haus herum. Im Arbeitszimmer stehen ein Hometrainer („Da gehe ich aber nicht drauf, sondern meine Frau“) und ein Golfsack. Streich ist seit zehn Jahren Mitglied der „Gofus“, des Clubs Golf spielender Fußballer: „Mein Handicap ist derzeit 34, da muss noch mehr kommen.“ Ansonsten wartet er auf seine Gattin Marita, die noch berufstätig ist. Manchmal ist auch Tochter Nadine zu Gast. Die 43-Jährige wohnt in Magdeburg.

Begonnen hatte alles mal in Wismar. Die Liebe zum Fußball und zu Marita. „Mein Jugendverein in Wismar wollte mich nicht ziehen lassen. Ich wurde nicht delegiert, ging in Rostock nicht auf die Sportschule, wohnte aber im Internat. Da ich keine Essenmarken für die Mensa erhielt, steckten mir meine Mannschaftskameraden mal eine Banane oder Apfelsine zu“, erinnert sich Streich an seine „Lehrjahre“. Im Juni 1971 heiratet er in Wismar seine Marita. „Kennengelernt hatten wir uns beim Tanzen im Klubhaus der Mathias-Thesen-Werft. Die Hochzeitsfeier war im Restaurant ‚Seeblick‘ in Wismar-Wendorf.“ Da war Streich schon Toptorjäger für Hansa Rostock und DDR-Nationalspieler.

In den Messepokalspielen mit Hansa gegen Inter Mailand sah Streich gegen Italiens Nationalmannschaftskapitän Giacinto Facchetti allerdings kaum einen Stich. „Ich glaube, der lief das Dreifache. Aber ein Dauerläufer war ich sowieso nicht, dafür reichte meine Grundlagenausdauer nicht. Ich brauchte die Bälle von außen.“

War früher für Familie Streich der Balatonsee in Ungarn das angesagte Urlaubsziel, ist es inzwischen wieder die Ostsee. „Eigentlich wollten Marita und ich ja als Rentner wieder zurück in die Heimat, doch daraus wird wohl nichts.

Wir lieben beide die Ostsee. Doch um was Adäquates zu unserem Haus hier in Möckern zu finden, reicht unser Geld dann doch nicht bei diesen Immobilienpreisen inzwischen“,sagen die gebürtigen Mecklenburger und geben sich mit gelegentlichen Abstechern nach Kühlungsborn zufrieden.

Zu DDR-Zeiten waren Streich und Sturmkollege Jürgen Sparwasser Bungalownachbarn in Gommern. Inzwischen unternimmt Familie Streich mit Freunden regelmäßige Städte-reisen. „Wir sind da eine feste Truppe. Dann haben wir ja noch unseren Garten, und ich konnte Marita inzwischen auch für das Golfspielen begeistern“, so der Ex-Kicker.

Über 15 Jahre Leistungsfußball und zehn Jahre als Trainer prägten das Leben von Joachim Streich, der von sich sagt: „Mein Herz schlägt für den 1. FC Magdeburg, hier hatte ich meine besten Jahre. Hansa Rostock bin ich dankbar für die Ausbildung zum Fußballer.“

Die FCM-Heimspiele verfolgt der Jubilar regelmäßig in der Arena. Im VIP-Raum ist er aber kaum noch.