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Durchsuchung Priester unter Kinderporno-Verdacht

Die Staatsanwaltschaft Halle ermittelt gegen einen 66-jährigen katholischen Pfarrer. Das Bistum Magdeburg reagiert sofort.

Von Hagen Eichler 14.04.2016, 01:01

Braunsbedra/Zerbst/Oschersleben l Der Priester wird beschuldigt, sich vom Pfarrhaus in Braunsbedra (Saalekreis) aus in eine kinderpornographische Website eingeloggt zu haben. Der Hinweis kam von der amerikanischen Bundespolizei FBI, bestätigt Staatsanwalt Dennis Cernota. Zuvor hatte die Mitteldeutsche Zeitung berichtet.

Am Dienstag der vergangenen Woche durchsuchten Polizisten das Haus im Ortsteil Neumark. „Ein Handy, mehrere Computer und Datenträger wurden beschlagnahmt“, sagt Cernota. Die Auswertung der Daten stehe noch am Anfang. Der Beschuldigte ist nicht zu erreichen.

Das Bistum Magdeburg als Arbeitgeber wurde am Tag der Durchsuchung informiert und hat den Priester sofort beurlaubt. „Er ist aller seelsorgerlichen Rechte und Pflichten entbunden“, sagt Sprecher Thomas Lazar. Das Gebiet der Pfarrei Merseburg, zu der Braunsbedra gehört, darf der Priester nicht mehr betreten.

Das Bistum versichert, der Mann sei niemals zuvor aufgefallen. Wie alle hauptamtlichen Mitarbeiter habe er ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen müssen. „Er galt als unbescholten.“

Der Theologe ist seit 2008 in Braunsbedra eingesetzt. Als Kooperator betreut er einen Gemeindeteil, hat aber keine Leitungsbefugnis. Wie viele katholische Priester hat er eine lange Reihe beruflicher Ortswechsel hinter sich. Braunsbedra ist bereits die neunte Station als Priester. Zuletzt hatte er von 2002 bis 2007 in Zerbst gearbeitet, dann ein Jahr lang in Oschersleben. „Hier gab es nie einen Hinweis auf solche Neigungen“, sagt Oscherslebens Pfarrer Christoph Sperling. Auch in Zerbst ist man überrascht. „Aus der Gemeinde habe ich nie etwas über ihn gehört“, sagt Pfarrer Hartmut Neuhaus.

Kontakt zu Kindern hatte der Beschuldigte regelmäßig. In Zerbst etwa probte er mit Jungen und Mädchen für das Krippenspiel, auch ein Theaterstück mit Jugendlichen organisierte er. Trotz seines Alters galt er als technisch versiert. Die alte Verwaltung mit Karteikarten ersetzte er durch einen Laptop – für den interessiert sich nun die Polizei.