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Gesundheit Wundzentrum verkürzt das Leiden

Gute Erfahrungen hat das Harzklinikum mit seinem Wundzentrum gemacht. Die optimierte Behandlung spart Kosten.

Von Steffen Honig 23.04.2016, 01:01

Quedlinburg l Wunden, die nicht einfach verheilen, sind das Arbeitsfeld von Dr. Matthias Holfeld. Am Harzklinikum in Quedlinburg behandelt er als Leiter des Wundzentrums gemeinsam mit zwei Fachschwestern diabetische Füße oder „offene Beine“. Das Projekt entstand vor acht Jahren in Kooperation mit der AOK Sachsen-Anhalt.

Für die überwiegend älteren Patienten hat das den unschätzbaren Vorteil, ihre chronischen Wunden optimal behandelt zu wissen. Zu den Nutznießern gehört der 57-jährige Dieter Wegner. Im vergangenen November bemerkte er die großflächige Bildung von eitergefüllten Pickeln auf dem Rücken, die immer mehr „wuchsen“ und dann aufplatzten. Herr Wegner musste operiert werden, die rund 25 cm lange Wunde sollte von innen her heilen. Die Hausärztin überwies den Patienten in das Wundzentrum des Harzklinikums. Einmal im Monat stellte er sich vor, die Betreuung zwischen den Terminen übernahm ein häuslicher Pflegedienst.

Sein Fazit der Behandlung, die voraussichtlich zum Monatsende abgeschlossen sein wird: „Ich werde hier wirklich super betreut und versorgt.“ Als besonders positiv hat er empfunden, dass während der Behandlung der großflächigen Rückenwunde das gleiche „Spezialpflaster“ verwendet worden ist, das er bereits aus seinem vierwöchigen stationären Krankenhaus-Aufenthalt nach der Operation erhalten hatte.

Chronische Wunden sind eine komplizierte Materie: Sie müssen regelmäßig verbunden werden, sehen unschön aus und können riechen. Auch eingeschränkte Sozialkontakte sind oft die Folge. Um sich dann im Wundzentrum helfen zu lassen, gibt es drei Möglichkeiten: die Überweisung durch den Hausarzt, die direkte Überleitung aus einer stationären Behandlung „Der Patient kann aber auch aus eigener Initiative zu uns kommen“, sagt Holfeld, Facharzt für Chirurgie, Gefäßchirurgie und Venenheilkunde.

Andreas Goldmann, AOK-Fachmann für die vier Wundzentren im Land, mit denen die Kasse Versorgungsverträge abgeschlossen hat, verweist auf Pflegedienste, Orthopädieschuhmacher und Sanitätshäuser als weitere Partner. Auch eine Transportpauschale – wichtig im ländlichen Quedlinburger Umfeld – gehören zur Gesamtpaket.

Statt 566 Tagen in der Regelversorgung ist die Behandlung im Wundzentrum nach durchschnittlich 84 Tagen abgeschlossen. Ein Gewinn für die Patienten und die Krankenkassen, die nicht viele Einzelbehandlungen sondern eine komplexe Behandlung zu bezahlen hat. Etwa 400 Patienten wurden bislang im Quedlinburger Wundzentrum betreut, rund 50 pro Jahr. „Bei unseren Patienten liegt die Abheilungsquote bei etwa 70 Prozent“, erläutert Holfeld.

Bei den verbleibenen 30 Prozent gelinge es nicht, eine Heilung zu erreichen. Diese würden dann in der Regelversorgung weiterbehandelt. Holfeld verweist auf die Möglichkeit, bei Bedarf alle Stationen des Krankenhauses mit seinen Standorten in Quedlinburg und Wernigerode dafür nutzen zu können.

Die Wundbehandlung soll in Zukunft noch schonender erfolgen. Holfeld nennt hier Katheder-Techniken bei Gefäßoperationen, die bei örtlicher Betäubung durchgeführt werden könnten.

Um neue Behandlungstechniken finanzieren zu können, wümscht sich der Facharzteine Kooperation wie mit der AOK auch mit anderen Kassen. Doch habe es bisher kein Interesse gegeben, sagt er.

Warum, erklärt beispielsweise die Barmer GEK auf Nachfrage damit, dass man als bundesweit agierende Kasse den Versicherten vergleichbare Leistungen ermöglichen wolle: „Insofern kann es vorkommen, dass ausschließlich regional agierende Krankenkassen – wie die AOK Sachsen-Anhalt – im Einzelfall auch Spezialangebote offerieren, die wir in dieser Form nicht unterhalten.“