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Baustelle Fluss Die Elbe sackt immer weiter ab

Das Wasser fließt schneller, der Fluss gräbt sich immer tiefer ein. Fachleute beraten jetzt, wie die Eintiefung der Elbe zu stoppen ist.

Von Jens Schmidt 24.05.2016, 01:01

Magdeburg l Die Elbe wurde über Jahrzehnte hinweg begradigt und durch Deiche und Buhnen eingeschnürt. Die Folge: Pro Jahr sackt die Elbe ein bis zwei Zentimeter ab – in den letzten 100 Jahren bis zu zwei Meter. Mit ihr fällt der Grundwasserspiegel und Auen fallen trocken. Auch die Schiffe erleiden Nachteile: In besonders schnell strömenden Abschnitten wie bei Wittenberg bilden sich in der Fahrrinne Untiefen. Schiffe können dann weniger Fracht laden oder gar nicht mehr fahren. Nimmt man Buhnen weg, würde der Fluss wieder langsamer und die Erosion gebremst. Allerdings: Wird der Fluss zu flach, fehlt den Schiffen Wassertiefe.

Seit mehr als einem Jahr arbeiten Bund, Länder, Umweltverbände und Wirtschaft an einem Kompromiss. Bis zum Jahresende wollen sie sich auf ein Gesamtkonzept für die Elbe verständigen. Am Montag stellten Fachleute auf einer Elbekonferenz in Magdeburg erste Ergebnisse vor. Bis Jahresende wollen sie ein Konzept vorlegen. Einig sind sich alle, die weitere Erosion zu stoppen.

„Ansonsten sind die Auswirkungen für das Wörlitzer Gartenreich und die Landwirtschaft enorm. Da müssten wir in 20 Jahren die Auen möglicherweise bewässern“, sagte Helge Wendenburg vom Bundesumweltministerium. Strittig bleibt, wie durch Wasserbautechnik (Buhnen, Deckwerke) zugleich zuverlässige Fahrrinnentiefen für die Binnenschiffer erreicht werden können. Iris Brunar vom BUND sprach von einer „Quadratur des Kreises“.

Lange Zeit hatten Bundesregierungen mindestens 1,60 Meter zum Ziel erklärt, damit genügend Fracht geladen werden kann. Doch an einigen Elbabschnitten herrscht monatelang Niedrigwasser. Nach kurzer Besserung fiel im Mai der Wasserstand vielerorts schon wieder unter die 1,60-Meter-Marke. Die Lage verschärft sich, da wegen des zurückgehenden Kohlebergbaus weniger Pumpwasser in die Flüsse gelangt. Das Bundesverkehrsministerium lässt daher untersuchen, ob künftig nur noch 1,40 Meter angepeilt werden.

„Ob das aber für uns wirtschaftlich ist, wissen wir noch nicht“, sagte Boris Kluge, Geschäftsführer vom Bundesverband der Binnenhäfen, der Volksstimme.

Umstritten bleibt auch das Vorgehen an der Unterelbe bei Havelberg und Wittenberge. Dort stören Sandbänke. Abhilfe schaffen könnten Buhnen. Umweltverbände wollen das vermeiden: Die Schiffe könnten die Unterelbe meiden und stattdessen den Elbe-Seiten-Kanal nutzen. Doch die Fahrt über den Kanal dauere etwa 20 Stunden länger und koste bis zu 2000 Euro Schleusungsgebühr, sagte Kluge. Daher müsse auch über den Bau von Buhnen geredet werden.