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Trickbetrug Falsche Berater zocken ab

Trickbetrüger werden immer dreister. Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt wurde selbst für eine Abzocke-Masche missbraucht.

Von Elisa Sowieja 27.05.2016, 01:01

Magdeburg l Eine Zeitzerin erhielt im vergangenen Jahr zwei seltsame Anrufe. Der erste kam angeblich von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Gegen die Frau bestünden Forderungen aus einem Gewinnspielvertrag, wurde behauptet. Höhe: rund 1000 Euro. Doch die Verbraucherzentrale, hieß es, habe sich bereiterklärt zu helfen. Kurz darauf meldete sich ein zweiter Anrufer – angeblich von der Verbraucherzentrale. Man habe bereits eine Einigung erzielt, die Zeitzerin müsse nun „nur“ 400 Euro zahlen.

Tatsächlich kamen die Anrufe von Trickbetrügern. Der Clou dabei: Dank eines Techniktricks wurde der Frau als Anrufernummer die Nummer der Verbraucher-Beratungsstelle in Zeitz angezeigt. „Call ID Spoofing“ (gefälschte Rufnummernanzeige) nennt man das.

Mehrere Sachsen-Anhalter berichteten der Verbraucherzentrale im vergangenen Jahr von solchen Anrufen. Dabei wurde nicht nur der Name des Vereins missbraucht, sondern auch der diverser Behörden. „Das suggeriert einen seriösen Touch“, erklärt Referatsleiterin Gabriele Emmrich. Ziel sei es, die Opfer entweder zu einer Banküberweisung zu bewegen oder zu einer Zahlung über die sogenannte Paysafe-Card. Hierbei kauft man etwa an einer Tankstelle ein Guthaben, erhält dafür einen PIN-Code und kann dann mit dem Code Rechnungen begleichen. Emmrich stellt klar: „Wir rufen niemanden an, um zu erzählen, dass wir etwas regeln.“

Jede zehnte Anfrage oder Beschwerde, mit der Bürger 2015 zur Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt kamen, drehte sich um das Telefon oder Internet. Neben Betrugsmaschen waren hier besonders unerwünschte Werbeanrufe Thema.

Sie sind nach wie vor ein Dauerbrenner – obwohl vor drei Jahren ein Gesetz erlassen wurde, das Gewinnspielanbietern untersagt, am Telefon Verträge zu schließen. Emmrich: „Leider werden auch jede Menge andere Arten von Verträgen verkauft – ob Versicherungen, Stromverträge oder Geldanlagen.“ Der Energieanbieter „energy2day“ habe das sogar so massiv betrieben, dass die Verbraucherzentrale ihn per Gerichtsurteil verpflichten ließ, unerwünschte Werbeanrufe zu unterlassen.

Insgesamt ließen sich 2015 rund 105 000 Sachsen-Anhalter beraten, auf spezielle Serviceseiten für das Bundesland wurde knapp 145 000 Mal zugegriffen. Häufigstes Thema der Anfragen und Beschwerden waren Finanzen – von Darlehen über Geldanlagen bis hin zu Versicherungen.

Neben Beratungen prüft die Verbraucherzentrale auch Produkte auf dem Markt. 2015 beschäftigte sie sich etwa mit regionalen Produkten. Ergebnis: Die freiwillige Etikettierung „Regionalfenster“, bei der unter anderem Herkunfts- und Verarbeitungsort angegeben werden müssen, ist hierzulande kaum verbreitet. Und da der Begriff „regional“ nicht gesetzlich geschützt ist, kommen viele Produkte mit dieser Kennzeichnung gar nicht aus Sachsen-Anhalt.