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Krankenhausreport Sachsen-Anhalt nimmt stark zu

Fast eine halbe Million Menschen in Sachsen-Anhalt leiden an Adipositas. Das Bundesland zählt zu den Spitzenreitern im deutschen Vergleich.

Von Dan Tebel 14.09.2016, 01:01

Magdeburg l 445 000 Menschen in Sachsen Anhalt waren 2013 krankhaft fettleibig. Und die Tendenz ist rapide steigend: Litten 2003 noch 17 Prozent der Einwohner Sachsen-Anhalts an der Volkskrankheit Adipositas, waren es 2013 bereits 20,2 Prozent.

Im gesamtdeutschen Vergleich landet Sachsen-Anhalt damit auf Platz zwei. Nur in Mecklenburg-Vorpommern liegt die Adipositas–Rate noch etwas höher. Hier sind es 20,6 Prozent der Einwohner, die an massivem Übergewicht leiden. Der Bundesdurchschnitt lag 2003 bei 12,9 Prozent und ist bis 2013 auf 15,7 Prozent gestiegen.

Diese erschreckenden Zahlen stammen aus dem aktuellen Krankenhausreport der Barmer/GEK. Die Krankenkasse hat hierfür Daten ihrer 8,4 Millionen Kunden ausgewertet und hochgerechnet.

Wer ist betroffen? Adipös, also krankhaft fettleibig, sind Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30. Der errechnte sich nach der Faustformel „Kilo geteilt durch Meter zum Quadrat“ aus dem Körpergewicht und der Körpergröße. Wer also 1,75 Meter groß ist und 100 Kilo wiegt, kommt auf einen BMI-Wert von 32,65 und überschreitet die Grenze zur Fettleibigkeit.

Laut Report sind bereits sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen adipös, knapp drei Prozent davon sind zwischen drei und sechs Jahren alt.

Dr. Henner Montanus, Facharzt für Rehabilitation und Ernährungsmedizin von der Elbe-Saale-Klinik in Barby, sieht das Essverhalten in Ostdeutschland als wichtige Ursache für die traurige Spitzenplatzierungen der neuen Bundesländer: „Im überwiegend ländlichen Raum gab es viel schwere Landarbeit und eine dementsprechend kalorienreiche Nahrung. Die Arbeitswelt hat sich verändert, aber die überkalorische Ernährungsform wird hier noch beibehalten“, erklärt der ärztliche Direktor.

In Stadtstaaten wie Hamburg hätten die Menschen schon länger sitzende Tätigkeiten und dementsprechend keinen erhöhten Kalorienbedarf, so Montanus. In Hamburg litten 2013 nur knapp 11 Prozent der Einwohner an Adipositas.

Außerdem gibt es einen Zusammenhang mit den Faktoren Bildung und Einkommen. Dr. Montanus: „Geringer Bildungsgrad und niedriges Einkommen gehen mit höherem Adipositas-Risiko einher.“ Gesundheitsbewusstes Verhalten sei in den bildungsferneren Schichten seltener.

Adipositas verursacht schwerere Folgeerkrankungen wie Diabetes II, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nahezu 15 000 Betroffene mussten 2014 in Krankenhäusern mit der Hauptdiagnose Adipositas behandelt werden. Als Nebendiagnose, zum Beispiel bei Gelenkproblemen, wurden sogar nahezu eine Millionen Fälle gemeldet.

Die Kosten, die Fettleibigkeit und Folgeerkrankungen verursachen, beliefen sich 2003 bundesweit auf 13 Milliarden Euro. Das Institut für Gesundheitsökonomie schätzte die Kosten 2010 bereits auf 17 Milliarden Euro Pro Jahr. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft rechnet bis zum Jahr 2020 mit einem Anstieg auf mindestens 25,7 Milliarden Euro, was fast dem doppelten Wert aus dem Jahr 2013 entspräche.