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Verwüstung Randale nach dem Auswärtssieg

Anhänger des 1. FC Magdeburg haben auf der Heimreise aus Münster einen neuen Zugwaggon schwer beschädigt. Verein und Polizei sind ratlos.

Von Dan Tebel 20.09.2016, 01:01

Magdeburg l Eigentlich hätte der Sonnabend aus FCM-Sicht ein Feiertag sein müssen. Der Drittligist gewann auswärts bei Preußen Münster mit 3:2. Im Stadion selbst blieb die Lage angesicht einer Polizeipräsenz mit Wasserwerfern und Reiterstaffel zwar noch ruhig. Auf der Heimreise begann dann aber am Hauptbahnhof in Braunschweig die Randale.

Nach Polizeiangaben vom Montag plünderten Anhänger zunächst Schnaps aus einem Drogeriemarkt. Sie übergossen damit unter anderem auch Reisende auf dem Bahnsteig. Auf der Fahrt nach Magdeburg klebten die Randalierer zunächst Überwachungskameras ab und zerstörten anschließend die Innenverkleidung eines neuen Doppelstockwaggons. Glasfenster und Lampen gingen zu Bruch, Klapptische wurden herausgerissen, Wände beschmiert, die Deckenverkleidung zerstört. Die Bundespolizei beziffert den Schaden auf etwa 50.000 Euro.

Ronald Pätz war einer von zwei sogenannten fankundigen Bundespolizei-Beamten, die 223 Club-Anhänger bei der Hinfahrt nach Münster begleitet hatten. Bei der Rückfahrt war keine Polizei im Zug. „Die Stimmung war auf der Hinfahrt und beim Spiel gut, alles war ruhig“, so Ronald Pätz. Es habe keinen Hinweis gegeben, dass auf der Rückfahrt so etwas passiert. Fanprojekt-Mitarbeiter Jens Janeck befand sich während der Rückfahrt im Zug. Von den Ausschreitungen habe er nichts mitbekommen, da er in einem anderen Waggon saß. „Es hat ja nicht der ganze Zug randaliert, sondern es waren nur einzelne Personen“, sagt er. Was hat zur Randale geführt? Janeck weiß es nicht: „Schwer einzuschätzen, was in den Köpfen einiger Leute vorgeht.“

Für Gunter A. Pilz, Fankultur-Experte und Honorarprofessor an der Hochschule Hannover, hängen Gewalttaten von Fußballfans nicht mehr von den Spielergebnissen ab: „Alkohol oder ein Polizeieinsatz sind wichtiger“, sagt er. Auch Gruppendynamik spiele eine Rolle. „Es gibt viele, die auf Randale aus sind. Wenn einer anfängt, kommt der Stein ins Rollen“, erzählt Pilz.

Die Ermittlungen zum Geschehen in Braunschweig und im Zug dauern an. „Wir werten derzeit alle verfügbaren Videoquellen aus“, erklärt Chris Kurpiers von der Bundespolizei in Magdeburg.

Bei der FCM-Vereinsführung löste die Randale Betroffenheit aus. Peter Fechner, Präsident des 1. FC Magdeburg, zu den Vorfällen: „Dieser Unsinn schadet dem Verein. Solche Aktionen sind nicht akzeptabel und entsetzen mich. Dafür stehen wir nicht als FCM.“