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WLAN Land zahlt Gratis-Internet in der Bahn

In Regionalzügen sollen Kunden drahtlos im Internet surfen können. Erste Züge werden 2017 ausgestattet. Die Rechnung zahlt das Land.

23.11.2016, 23:01

Magdeburg l Nach der Ausrüstung aller ICE-Züge mit kostenlosem WLAN bis zum Jahresende will die Deutsche Bahn das schnelle Internet auch in die Regionalzüge bringen. Bahnfahrer in Sachsen-Anhalt sollen auf fünf Strecken bereits im kommenden Jahr drahtlos im Internet surfen können (siehe Infokasten). Die Rechnung sollen Bundesländer und Verkehrsverbände zahlen, die den Bahnverkehr bestellen.

Sachsen-Anhalt hat nach Volksstimme-Informationen allein für das Ausrüsten der Züge im Elektronetz–Nord einen mittleren einstelligen Millionenbetrag eingeplant. Auf dem Streckennetz, das unter anderem die Linie Halle–Magdeburg–Salzwedel umfasst, fährt noch bis 2028 die Bahn-Tochter DB Regio. „Das Land steht solchen Projekten positiv gegenüber. Erste Gespräche mit den Vertragspartnern des Schienenpersonennahverkehrs wurden bereits geführt“, sagte der Geschäftsführer des landeseigenen Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa), Rüdiger Malter, der Volksstimme.

Die Bahn hatte zuvor ihr komplettes Regional-Streckennetz überprüfen lassen und festgestellt, dass es entlang von 87 Prozent der Schienenwege Netzabdeckung gibt. Allerdings nur, wenn die drei großen Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone und Telefónica gebündelt werden. Dafür hat die Bahn ein neues System mit dem Namen „Multi-Provider-System“ entwickelt, das bereits einsatzfähig sein soll. Im Laufe des kommenden Jahres will die Bahn nun die meisten Züge mit Antennen und Repeatern ausrüsten, die Mobilfunksignale verstärken. Damit könnte ein Großteil der Bahnreisenden im Nahverkehr künftig kostenlos im Internet surfen. Die Bahn stellt den Passagieren pro Tag und Nutzer ein gewisses Datenkontingent zur Verfügung.

Das Geld für das Gratis-Internet im Zug will das Land aus den sogenannten Regionalisierungsmitteln bereitstellen. Aus diesem Topf zahlt Sachsen-Anhalt jedes Jahr rund 300 Millionen Euro an Anbieter wie DB Regio, Abellio oder Hex für den Betrieb aller bestellten Linien. Mit weiteren 100 Millionen Euro werden schönere Bahnsteige oder mehr Service – und bald auch das WLAN finanziert. Das Land sei auch bereit, die Kosten für ähnliche Systeme der anderen Bahnunternehmen zu tragen, so ein Nasa-Sprecher. In neu geschlossenen Verträgen sei WLAN ohnehin Standard. Zuletzt hatte das niederländische Unternehmen Abellio den Zuschlag für das Dieselnetz erhalten.

Wie die Volksstimme erfuhr, ist auch ein System geplant, das überwacht, ob das drahtlose Internet richtig funktioniert. Fällt das vom Land finanzierte WLAN in den Zügen aus, könnten den Bahn-Unternehmen künftig Strafzahlungen drohen, ähnlich wie bei Verspätungen: In diesem Jahr fließen wegen Zügen, die zu spät ihr Ziel erreichten, rund elf Millionen Euro in die Landeskasse.