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Gigaliner Riesenlaster nicht zu stoppen

Trotz Widerstands aus dem Land rollen ab 2017 Gigaliner auf drei Autobahnen in Sachsen-Anhalt.

14.12.2016, 23:01

Magdeburg l Sachsen-Anhalts Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag gegen die Überlänge-Laster ausgesprochen. Dennoch werden die mächtigen Fahrzeuge ab 2017 im Bundesland unterwegs sein, zunächst auf drei Autobahnen. Nur die sogenannten Euro-Trailer mit bis zu 18 Metern Länge sollen auf allen Straßen in Sachsen-Anhalt rollen dürfen. Darauf hat sich die schwarz-rot-grüne Koalition in den vergangenen Wochen geeinigt. Einen entsprechenden Antrag wollen die Parlamentarier am Freitag durch den Landtag winken.

Der kleine Bruder des Gigaliners, dem die Koalitionäre freie Fahrt erteilen wollen, ist gut 1,30 Meter länger als herkömmliche Laster. Bislang war das Fahrzeug als Teil eines Feldversuchs des Bundesverkehrsministeriums nur auf den drei Autobahnen 2, 9 und 14 unterwegs, teilt das Verkehrsministerium Sachsen-Anhalts auf Volksstimme-Anfrage mit. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ließ dabei seit 2012 insgesamt fünf Lang-Lastertypen mit bis zu 25 Metern Länge testen.

Den umstrittenen Gigalinern wollte sich das Land eigentlich verweigern. Die Landesregierung ließ das auch im Koalitionsvertrag festschreiben. Doch Dobrindts Test mit fast 160 Lang-Lastern in ganz Deutschland verlief offenbar erfolgreich. Bedenken der Gegner seien entkräftet, erklärte der Minister. Es gebe keine Verlagerung des Transports von der Schiene auf der Straße. Weil zwei Lang-Lkw drei herkömmliche Lastwagen ersetzen könnten, könne bis zu 25 Prozent Kraftstoff eingespart werden. Die Infrastruktur nehme keinen Schaden, weil die Lang-Laster nicht schwerer sein dürften als die bisherigen.

Den Abschlussbericht hat Dobrindts Ministerium bislang aber nicht veröffentlicht. Dieser soll erst in den kommenden Wochen vorgelegt werden, so eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums auf Volksstimme-Anfrage. Verbände wie Allianz pro Schiene hatten das Vorgehen kritisiert. Auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Sachsen-Anhalt, Cornelia Lüddemann, beklagt fehlende Transparenz. Dennoch kann sich das Bundesland nicht gegen den Regelbetrieb auf den Transit-Autobahnen wehren. Die Freigabe für die Riesen-Laster auf allen Straßen kommt aber nicht.

„Wir können keine Mauer um Sachsen-Anhalt herum bauen, aber trotzdem vertreten wir unsere Position“, sagt Lüddemann, die mehr Verkehr und mehr Unfälle befürchtet. „Güterverkehr darf nicht von der Schiene auf die Straße verlagert werden“, sagt Falko Grube, verkehrspolitischer Sprecher der SPD. Die Freigabe des verlängerten Sattelaufliegers stehe aber nicht im Widerspruch mit dem Koalitionsvertrag, so Grube.

Der Euro-Trailer soll drei Paletten mehr transportieren können als herkömmliche Lkw. „Diese Variante stellt einen guten ökologischen und ökonomischen Kompromiss dar“, sagt Gerhard Bertram, Präsident des Landesverbands des Verkehrsgewerbes Sachsen-Anhalt (LVSA). Aus Sicht der Verbandes wäre die Freigabe aller Lang-Laster ohnehin problematisch: Haupthindernis sind die größeren Kurvenradien der längsten Gigaliner, die vor allem das Fahren durch Kreisverkehre erschweren.

Sachsen-Anhalt ist nicht das einzige Bundesland, das sich gegen eine Erlaubnis für alle Strecken ausgesprochen hat. Auch in Sachsen und Thüringen werden die Gigaliner zunächst nur auf Autobahnen fahren.