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Zugverkehr Bahnlinien gerettet

Die Ost-Länder erhalten bis 2031 Zusatz-Gelder für den regionalen Zugverkehr. Profitieren werden auch Oschersleben, Calbe und Salzwedel.

Von Jens Schmidt 02.01.2017, 00:01

Magdeburg l Mit den zusätzlichen finanziellen Mitteln können auch schwächer ausgelastete Linien weiter fahren, die schon auf der Streichliste standen. Profitieren werden etwa Oschersleben, Calbe oder Salzwedel. „Wir werden aus Finanzgründen keine Linien abbestellen müsen“, sagt Rüdiger Malter, Chef der landeseigenen Nahverkehrs-gesellschaft Nasa.

Regionalbahn Magdeburg-Oschersleben: Hier werden zudem die Bahnhöfe Langenweddingen, Beiendorf und Dodendorf in den nächsten Jahren saniert. Eigentlich war für die Strecke bis Sülzetal sogar mal eine S-Bahn geplant, doch die Gemeinde hatte dies abgelehnt.

Bernburg-Calbe-Schönebeck-Magdeburg: Das Land hatte bei Calbe eine neue Trassenführung beantragt, um Reisezeit zu verkürzen; doch dem Bund waren die dafür nötigen 11 Millionen Euro zu teuer. Der Zug muss daher weiterhin in Calbe einen Bogen fahren und nach dem Bahnhofshalt die Fahrtrichtung wechseln; dafür muss der Lokführer den Führerstand wechseln. Das kostet sechs bis acht Minuten. Aber immerhin geht es ohne Umstieg im Zwei-Stunden-Takt weiter bis in die Landeshauptstadt. Derzeit werden an den Werktagen im Schnitt nur 250 Reisende je Kilometer gezählt. In stark nachgefragten Züge befördern das Vierfache. Doch die Bernburger Linie hat mit der Autobahn A 14 eine starke Konkurrenz. „Aber die Tendenz ist steigend“, sagt Malter und sieht für die Regionalbahn Potenziale. Er zählt vor allem auf die Studenten der Fachhochschule Bernburg, die genauer abwägen, ob sie sich ein Auto anschaffen oder den Zug nutzen.

Ebenfalls gerettet sind die Regionalbahn Stendal-Salzwedel sowie die Linie Stendal-Tangermünde.

Der Bund stellt den Ländern jährlich sogenannte Regionalsierungsmittel zur Verfügung. Mit diesen Geldern bestellt und bezahlt auch Sachsen-Anhalt seine Nahverkehrslinien bei verschiedenen Anbietern wie DB Regio, Abellio oder Hex. Außerdem werden mit den Geldern Bahnhöfe saniert. Mit den öffentlichen Mitteln wird der regionale Nahverkehr am Leben gehalten, da die Fahrkarteneinnahmen der Regionalzüge nur etwa 20 Prozent des Aufwands decken.

In diesem Jahr wurden die Bundesgelder neu verteilt. Die West-Länder setzten ein sattes Plus für sich durch – zum Nachteil des Ostens. Hauptargument: Im einwohnerstarken Westen sind die Bahnen bestens ausgelastet, während im Osten viele Züge halbleer durchs Land zuckeln. Auf starken Linien ist die Auslastung fünfmal höher als auf mittelguten Strecken in Sachsen-Anhalt. Ein Verkehrsmanager aus dem Rhein-Ruhr-Verbund sagte den Kollegen in Sachsen-Anhalt mal: Hätte er zu Hause eine so niedrige Auslastung wie im Osten, würde er Schnellbusse einsetzen.

Der Bus ist viermal billiger als ein Zug. Doch die Bahn ist gerade für Schüler, Studenten und Ältere eine Alternative; außerdem sollen Züge die Straße entlasten. Daher setzten die von Kürzungen betroffenen Ministerpräsidenten beim Bund Zusatzmillionen durch, von denen vor allem der dünn besiedelte Osten profitiert. „Da darf man nicht immer nur danach schauen, ob viele oder wenige Leute im Zug mitfahren“, meint auch Malter.

Sachsen-Anhalt bekommt nächstes Jahr 434 Millionen Euro, um den regionalen Bahnverkehr zu finanzieren. Bis 2030 sinkt die Summe allmählich auf 418 Millionen Euro –allerdings fällt der Rückgang dank der Zusatzspritze wesentlich sanfter aus als ursprünglich befürchtet. Nach ersten Plänen sollten die Gelder auf 361 Millionen Euro schrumpfen.

Dennoch: Mehr Geld wird es insgesamt nicht. Das Thema Bus wird Anfang der 20er Jahre bei sehr schwach genutzten Bahnlinien sicher wieder aktuell.

Die Erfahrung zeigt aber: Wird ein Zug abbestellt, ist der Protest zunächst groß, bald aber wird das neue Bus-Angebot gut angenommen. Etwa auf der Linie Magdeburg-Loburg. 2011 fuhr dort der letzte Zug. Mittlerweile ist diese Buslinie die bestgenutzte im gesamten Jerichower Land. Loburgs Bürgermeister Bernd Wünschmann sagt: „Der überwiegende Teil der Pendler ist zufrieden.“ Vor allem: Der Bus hält an mehreren Stellen im Ort, während der Bahnhof am Stadtrand liegt.