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E-Books „Onleihe“ setzt sich nicht durch

Vor dem Urlaub schnell noch ein E-Book ausleihen? In 38 Büchereien Sachsen-Anhalts ist das möglich. Doch die Nachfrage ist schleppend.

Von Alexander Walter 18.01.2017, 00:01

Magdeburg l Bücherschleppen, Mahngebühren, lange Wege – seit es die sogenannte Onleihe gibt, können Bibliotheks-Nutzer solche Klippen leicht umschiffen. An PC oder Tablet lassen sich E-Medien problemlos rund um die Uhr ausleihen. Kosten drohen nicht. Läuft die Leihfrist ab, sind E-Books und Co. einfach nicht mehr zu öffnen. Vorzüge wie diese veranlassten 2011 die ersten 14 Büchereien in Sachsen-Anhalt, die Onleihe einzuführen. Mit Fördergeld vom Land konnten sie ihre Bestände digitalisieren, erweitern und vernetzen.

Dank Lizenz-Einkäufen haben Onleihe-Nutzer inzwischen Zugriff auf mehr als 32.000 E-Medien. Steigende Ausleihe- und Bestandszahlen haben das Projekt für weitere Büchereien attraktiv gemacht. „Bis heute sind 38 Bibliotheken und damit alle Ober- und Mittelzentren im Verbund“, sagt Gabriele Herrmann vom Bibiliotheks-Landesverband. Die Onleihe – so scheint es – ist durch und durch ein Erfolgsprojekt. Die Bibliothek Stendal – mit 3600 Nutzern größte Bücherei der Altmark – zögerte dennoch mit dem Beitritt. „Wir wollten die Entwicklung erstmal beobachten“, begründet Leiterin Brigitte Schnellhardt.

Hauptgrund sei die Zurückhaltung der Verlage gewesen. Weil diese ihre Bestseller in den Buchläden verkaufen wollen, würden sie Lizenzen verweigern. Das Titelangebot in der Onleihe sei dadurch stark begrenzt.

Gabriele Herrmann räumt Nachteile ein. Die Wünsche der Leser seien wegen der Urheberrechte oft nicht zu erfüllen, sagt sie. Das schränke die Nutzung des Systems ein. Welche Rolle das begrenzte Angebot tatsächlich spielt, ist unklar. Fest steht allerdings, dass die Zahl der Nutzer nach einer kräftigen Zunahme in den Anfangsjahren zuletzt kaum noch anstieg.

Gerade einmal 8643 Onleihe-Nutzer registrierte der Bibliotheks-Landesverband im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: In den klassischen Bibliotheken waren laut Landesverwaltungsamt zuletzt 112.000 aktive Nutzer registriert. Immerhin wird die Onleihe unter ihren Nutzern immer beliebter. Zwischen 2014 und 2016 verzeichnete der Landesverband einen Zuwachs um gut 86.000 Entleihungen oder 43 Prozent.

Angelika Jana, Leiterin der Bibliothek Ilsenburg, führt das auf den Beitritt großer Bibliotheken wie Magdeburg und Halle zum Verbund zurück. „Der Bestand hat sich erweitert, die Nachfrage hat angezogen“, sagt sie.

Die Bibliothek von Angelika Jana gehörte 2011 zu den 14 Pionieren bei der Einführung der Onleihe im Land. Sechs Jahre danach sieht die Leiterin das Potenzial des Systems vor allem in der Ergänzung der klassischen Angebote.

Von den rund 1200 Lesern ihrer Einrichtung würden konstant 120 die Onleihe pro Jahr nutzen, sagt sie. Damit sei klar, dass die klassische Bücherei auch langfristig Bedeutung haben werde.

Nach langem Überlegen hat im Dezember nun auch die Stendaler Bibliothek die Onleihe eingeführt. Das Titel-Angebot sei inzwischen ja gewachsen, sagt Leiterin Brigitte Schnellhardt.

Zudem sei die Leihfrist bei vielen Medien von 14 auf 21 Tage verlängert worden. Persönlich greife sie aber immer noch lieber zum Buch, gesteht die Leiterin. „Ich habe momentan einfach gern noch das Papier.“

Vielleicht ist es ja genau das, was viele Nutzer an der klassischen Bücherei so mögen.