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Tullner-Trick 1500 neue alte Lehrer

Bildungsminister Marco Tullner will, dass Lehrer in Sachsen-Anhalt sich künftig auf das Kerngeschäft Unterricht konzentrieren.

Von Alexander Walter 03.02.2017, 00:01

Magdeburg l Lehrer, die während der Arbeitszeit die Schulbibliothek oder Arbeitsgemeinschaften betreuen - das wird es künftig seltener geben. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) will die Anrechnungsstunden für Pädagogen deutlich senken, um die Unterrichtsversorgung zu verbessern. Das kündigte er am Donnerstag bei einer Regierungserklärung im Magdeburger Landtag an.

Reserven sind vorhanden: Laut Bildungsministerium sammeln sich durch Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts Stunden im Umfang von 1500 Lehrerstellen an. Nicht in den Abbau einbezogen werden sollen allerdings Funktionen wie Schulleitung und Stundenplanung. „Das steht nicht zur Debatte“, betonte Ministeriumssprecher Stefan Thurmann.

Die Reduktion der Anrechnungsstunden ist Teil eines Pakets, mit dem der Bildungsminister für weniger Ausfälle an den Schulen sorgen will. So sollen auch Abordnungen von Lehrern in Verwaltungen reduziert werden. Referendare sollen zudem früher selbstständig unterrichten. Tullner: „Wir trauen ihnen bislang zu wenig zu.“

Die Referendariatsplätze will der Minister auf 780 aufstocken. Lehrerseminare soll es künftig außer in Magdeburg und Halle auch auf dem Land geben. Schließlich will Tullner ein Konzept zur Qualifizierung von Seiten- und Quereinsteigern auf den Weg bringen. „Ich bin mir sicher, dass die Zeiten, in denen wir überwiegend auf grundständige Lehrer zurückgreifen könnten, irgendwann vorbei sein werden.“

Die Situation an Sachsen-Anhalts Schulen hat sich zuletzt weiter verschlechtert. So sank die Unterrichtsversorgung von 100,3 Prozent zu Beginn des Schuljahres auf inzwischen 99,5 Prozent. Ziel der Regierung sind laut Koalitionsvertrag 103 Prozent.

Scharfe Kritik an der Erklärung übte Thomas Lippmann, (Die Linke). Diese beinhalte nichts Neues. „Der Minister redet sich die Welt schön.“ Dutzende Schulen lägen bei der Unterrichtsversorgung unter 90 Prozent – manche gar unter 80.

Die von Tullner avisierte Einstellung von 500 bis 700 Lehrern reiche nicht aus, sagte Angela Kolb-Janssen (SPD). Derzeit 370 Referendaren im Land stünden 500 bis 700 Abgänge von Lehrern gegenüber. Ab 2019 steige die Zahl ausscheidender Kollegen auf mehr als 1000 pro Jahr. Kolb-Janssen warb deshalb für die Einstellung von jeweils 250 zusätzlichen Kollegen 2017 und 2018.

Während sich Wolfgang Aldag (Grüne) mehr Selbstbestimmung für die Schulen wünschte, forderte Hans-Thomas Tillschneider (AfD) eine „bildungspolitische Wende um 180 Grad“. Die Schulen sollten mit der Inklusion brechen und Kindern Lust auf Leistung machen. Es müsse gelten: „Ohne Fleiß, kein Preis.“