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Ruhestand Renzsch - Professor für Europa

Der Politologe Wolfgang Renzsch geht von Bord. Nach 22 Jahren verlässt der Wissenschaftler die Magdeburger Universität in den Ruhestand.

Von Alexander Walter 21.02.2017, 00:01

Magdeburg l Noch liegt ein Stapel Arbeiten auf dem Schrank in seinem Büro. Dabei ist Wolfgang Renzsch innerlich längst auf Abschied eingestimmt. Nach 22 Jahren als Professor für Politikwissenschaft an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist in Kürze Schluss. Im April wechselt der 67-Jährige in den Ruhestand.

Es ist ein Abschied mit Ansage. Eigentlich hätte Renzsch schon vor zwei Jahren in Rente gehen sollen. Doch die Nachfolge funktionierte nicht. Die Universität bat ihn zu bleiben. Und Renzsch – damals noch eng mit der Arbeit verwoben – nahm das Angebot, weiter in Magdeburg lehren und forschen zu dürfen, gerne an.

Es war ein Gewinn für beide Seiten. Der gebürtige Niedersachse hat das Institut für Gesellschaftswissenschaften nach der Wende entscheidend geprägt. Mit seinen Forschungsschwerpunkten „Regionen im europäischen Mehrebenensystem“ und „Finanzbeziehungen der Länder“ verschaffte er dem Lehrstuhl europaweites Renommé. Als Bestätigung bekam er 2005 den Jean-Monnet-Lehrstuhl vom Europäischen Universitätsrat zugesprochen.

Renzsch weiß, wenn er nun geht, ist die Universität gut aufgestellt. „Wir haben es geschafft, an einer vergleichsweise kleinen Hochschule ein bundesweit konkurrenzfähiges Programm aufzubauen“, sagt er. Es gebe kaum Probleme, Studienplätze zu besetzen. Gleichzeitig sei die Betreuung im Vergleich zu größeren Universitäten hervorragend.

Der Abschied aus dem bestellten Haus fällt Renzsch heute dann auch leichter, als das vor zwei Jahren der Fall gewesen wäre: „Ich habe gelernt, dass das Rentnerleben lustig sein kann“, sagt er. Einen ersten Wunsch hat er sich schon erfüllt: mit seiner Frau ist er inzwischen nach Berlin gezogen.

Ganz ohne Politik soll es auch dort nicht gehen. In der Hauptstadt will Renzsch sich ehrenamtlich für Europa engagieren. „Und ich werde weiter Kommentare zu politischen Themen geben“, erklärt er und lacht. „Solange ich denn gefragt werde.“ Magdeburg war für Renzsch eine Liebe auf den zweiten Blick. „Beim ersten Besuch wäre ich am liebsten rückwärts wieder rausgegangen“, gesteht er. Inzwischen hat er die Elbestadt liebgewonnen. Magdeburg sei viel besser als sein Image, sagt Renzsch. Auch deshalb arbeitet er an der Bewerbung der Stadt als europäische Kulturhauptstadt 2025 mit.

Letztendlich fand Renzsch in der Landeshauptstadt auch sein privates Glück. Hier hat er seine Frau Beate kennengelernt. Genug Gründe also, um auch im Ruhestand in die Landeshauptstadt zu kommen.

Ein Appartement im Campus-Tower haben die beiden noch.