1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Rekord bei Haus-Einbrüchen

Kriminalität Rekord bei Haus-Einbrüchen

Die Zahl der Einbrüche in Eigenheime hat in Sachsen-Anhalt einen Rekordstand erreicht. Nicht einmal jeder vierte Fall wird aufgeklärt.

Von Matthias Fricke 22.03.2017, 00:01

Magdeburg l Ermittler in Bernburg (Salzlandkreis) haben mit Bildern einer privaten Überwachungskamera eines Eigenheimbesitzers im August vergangenen Jahres nach zwei Einbrechern gefahndet. Doch statt der vermuteten „durchreisenden Täter“ ging den Polizisten ein ganz anderer Fisch ins Netz: Einem 34-jährigen Drogenabhängigen wurden 156 Einbrüche in Einfamilienhäuser im Salzlandkreis nachgewiesen. Die Beute aus 16 vollendeten Taten setzte er in Drogen um. Inzwischen sitzt er für zwei Jahre und zwei Monate im Maßregelvollzug. Für die Polizei ist die Klärung dieser Serie eher ein Glückstreffer. Die Realitäten im Land sehen anders aus.

Nicht einmal jeder vierte der 1484 Einbrüche konnte im Jahr 2016 aufgeklärt werden. Und wenn doch, heißt es noch lange nicht, dass es auch zu einer Verurteilung kam. Laut Oberstaatsanwalt Klaus Tewes von der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wurden von den 525 Beschuldigten nach Wohnungseinbrüchen im vergangenen Jahr insgesamt nur 40 angeklagt. 30 weitere Fälle wurden wegen schwerwiegenderer Delikte im Rahmen einer anderen Anklage eingestellt. Zehn Beschuldigte kamen wegen „geringer Schuld“ davon. Bei der Hälfte aller Beschuldigten musste das Verfahren wegen unzureichenden Tatverdachts eingestellt werden.

So wie im August 2016 im Salzlandkreis hat die Polizei es oft mit Serien zu tun. Meist gehören zu einer vollendeten Tat mehrere vorausgegangene Versuche. Fast die Hälfte aller Einbrüche blieben im Versuchsstadium stecken.

Im Bereich der Polizeidirektion Nord trieben vor allem überregional agierende Banden ihr Unwesen – bevorzugt an Bundesstraßen, der A 2 und A 14. Die häufigsten Tatorte waren im Salzlandkreis, in Magdeburg und im Bördekreis. Die Erkenntnisse, dass oft solche Banden dahinter stecken, haben die Kriminalisten aus dem Vergleich der am Tatort vorgefundenen Spuren. Mike von Hoff von der Polizeidirektion Nord: „Manche Täter verwendeten auch Fahrzeuge, die bei Einbrüchen in anderen Bundesländern benutzt wurden.“ Dies alles ließe Rückschlüsse auf durchreisende Täter zu.

Nach Erkenntnissen der Ermittler kundschaften die Einbrecher die Tatorte meist vorher zu Fuß oder mit dem Auto aus und schlagen dann bei günstiger Gelegenheit zu. Eine Analyse der Kriminalisten ergab zudem, dass viele Einbrüche zwischen 12 und 16 Uhr begangen werden, wenn die meisten Bewohner auf der Arbeit sind. Zur beliebtesten Beute zählen alle Wertsachen. Nach wie vor werden Schmuck, Bargeld, Kameras und Laptops am häufigsten gestohlen. In Einzelfällen hatten es die Täter aber auch auf die Fahrzeuge samt Schlüssel abgesehen.

Polizeisprecher Mike von Hoff sagt mit Blick auf den Tag der Kriminalitätsopfer am 22. März: „Viele Einbruchsopfer leiden besonders daran, dass jemand in ihre Privatsphäre eingedrungen ist.“