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Arche Nebra Die goldene Barke feiert Geburtstag

Das Besucherzentrum Arche bei Nebra wird zehn Jahre alt. Am Fundort der Himmelsscheibe gibt es zum Jubiläum eine Sonderausstellung.

Von Thomas Schöne 05.04.2017, 23:01

Wangen (dpa) l Ohne Kupfer hätte es sie so nicht gegeben – die Himmelsscheibe von Nebra. Der Rohstoff, aus dem sie entstand, stammt nachweislich vom „Mitterberger Gebiet“ in den Ostalpen, etwa 50 Kilometer südlich von Salzburg gelegen. Kupfer steht nun im Mittelpunkt einer Sonderausstellung im zehn Jahre alten Besucherzentrum „Arche Nebra“ am Fundort der Himmelsscheibe. „Wir wollten den Weg des Rohmaterials der Himmelsscheibe nachzeichnen“, sagt Geschäftsführerin Bettina Pfaff.

Die Schau trägt den Titel „Aus der Tiefe geboren – Die Himmelsscheibe von Nebra“. Von diesem Freitag an bis zum 5. November werden 40 Objekte ausgestellt – in Kooperation mit dem Salzburg Museum aus Österreich.

Die „Arche Nebra“ war vor zehn Jahren eine logische Folge des Fundes der Himmelsscheibe. Das Original ist zwar bis heute in Halle zu sehen –rund eine Autostunde von Nebra (Burgenlandkreis) entfernt. Aber auch auf dem 252 Meter hohen Mittelberg tummeln sich zahlreiche Besucher. Am 21. Juni 2007 wurde das Besucherzentrum eröffnet. „Seitdem waren rund 700.000 Menschen hier“, sagt Pfaff. „Das ist für uns ein großer Erfolg und das Ergebnis kontinuierlicher Arbeit.“

Die neue Ausstellung zeigt unter anderem einen rund 3300 Jahre alten bronzezeitlichen Kammhelm vom Pass Lueg aus Bronze. Gefunden wurde er im 19. Jahrhundert in Österreich. Zudem gibt es als Vergleich den rekonstruierten Helm zu sehen. „Damit wird die ganze Pracht gezeigt. Der Helm war ein Prestigeobjekt zur Selbstdarstellung der Herrscher als Krieger“, sagt Pfaff.

Auch bronzezeitliche Bergmanns-Werkzeuge werden präsentiert. Dazu gehören ein Zirkel aus Haselholz sowie Schlägel, Pochsteine und Erzmühlen, alles etwa 3300 Jahre alt. Großformatige Fotos zeigen, wie die Arbeit vor rund 4000 Jahren im Kupferbergwerk ablief. Hochrechnungen gehen von 24 000 Tonnen Kupfer aus, die innerhalb von 1000 Jahren im „Mitterberger Gebiet“ produziert wurden.

„Die Herrscher vergruben in kultischen Handlungen auch sehr viel Kupfer“, sagt Holger Wendling, Archäologe vom Salzburger Museum. „Damit wurde Prestige ausgedrückt, denn wer in der Lage war, derart große Mengen Kupfer an die Götter zu opfern, hatte große Macht.“ Davon zeugen entlang der Handelswege gefundene kiloschwere Barrendepots. Die Zusammensetzung der Depots belegen Ressourcen, Kontakte und Autorität der bronzezeitlichen Eliten. Auch die mitteldeutschen Herrscher der Bronzezeit waren in das Netzwerk eingebunden.

Aus dem Grabhügel Bornhöck (Saalekreis) wird ein sogenanntes „Brotlaibidol“ aus Ton, verziert mit Linien und Stempeleindrücken, ausgestellt. Zahlreiche Idole – es handelt sich dabei um Figuren – finden sich im Karpatenbereich und in Norditalien. „Vermutlich spielten sie in einer schriftlosen Kultur eine Rolle im Fernhandel, vielleicht als Stempel, Frachtschein oder Beleg für Art und Anzahl von Waren“, sagt Pfaff. Die Himmelsscheibe von Nebra besteht aus Bronze, also einem Gemisch aus Kupfer und Zinn. Darauf befinden sich Applikationen aus Gold, die als Sonne, Mond und Sterne gedeutet werden.

Im Jahr 2002 wurde die Scheibe aus den Fängen von Hehlern in der Schweiz gerettet. Zuvor hatten zwei Raubgräber das wertvolle Artefakt 1999 auf dem Mittelberg ausgegraben.

Die genaue Fundstelle auf dem Gipfel des 252 Meter hohen Mittelberges ist heute gekennzeichnet und Ziel vieler Wanderer. Die zwei Raubgräber hatte die Scheibe und andere dazugehörige Fundstücke damals an einen Kölner Händern für umgerechnet etwa 15 500 Euro verkauft. Wenig später sollte der Fund, der rechtlich Eigentum des Landes Sachsen-Anhalt ist, heimlich in Berlin und später auch in München für 500.000 Euro verkauft werden.

Auf Initiative des Innenministeriums von Sachsen-Anhalt wurde 2002 Kontakt zu Hehlern in der Schweiz aufgenommen. Landesarchäologe Harald Meller trat persönlich in einem Café von Basel als vermeitlicher Käufer auf. Die Hehler wurden schließlich verhaftet.

2007 wurde am Mittelsberg schließlich die Arche Nebra eröffnet. In dem Museum ist seither unter anderem eine blau eingefärbte Kopie der Himmelsscheibe zu sehen.