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Ausbildung Nachwuchsmangel bei der Polizei

Sachsen-Anhalt findet nicht genügend Personal für die Landespolizei. Es sind noch fast 70 Ausbildungsplätze frei.

28.02.2017, 06:31

Magdeburg (dpa) l Nach dem verhaltenen Echo auf die Einrichtung der neuen Wachpolizei droht Sachsen-Anhalt auch bei der regulären Landespolizei Nachwuchsmangel. Für die erste Ausbildungsrunde ab 1. März sind kurz vor dem Start nur etwas mehr als 230 der 300 Plätze vergeben, wie das Innenministerium in Magdeburg auf Anfrage mitteilte. Das anvisierte Ziel werde nicht mehr erreicht. Mit 77 Anwärterinnen sind gut ein Drittel der erfolgreichen Bewerber Frauen.

Eigentlich will Sachsen-Anhalt nach jahrelangem Personalabbau wieder mehr Polizisten einstellen. Dieses Jahr gibt es mit 700 Ausbildungsplätzen doppelt so viele wie im Vorjahr. Bis zum Jahr 2021 soll es dann statt weniger als 6000 wieder gut 6400 Polizisten geben.

"Das Hauptproblem ist, dass die Zahl der geeigneten Bewerberinnen und Bewerber zu gering ist", sagte Ministeriumssprecher Christian Fischer. Dieses Phänomen sei für den Frühjahrstermin bereits aus den Vorjahren bekannt. Die meisten Schulabgänger bewerben sich demnach erfahrungsgemäß eher für den zweiten Termin im Herbst. Tatsächlich hatten sich fast 1900 Interessenten um eine Ausbildung bei der Landespolizei zum März-Termin beworben.

Doch die Hälfte von ihnen ging laut Ministerium schon vor den ersten Tests verloren – etwa weil Unterlagen nicht vollständig waren oder Einstellungskriterien nicht erfüllt wurden. Einige seien auch trotz Einladung nicht zu den Tests erschienen. Im Auswahlverfahren seien dann erneut zahlreiche Bewerber gescheitert. Die hohe Zahl der Bewerber zeige, dass der Polizeiberuf trotz der hohen Arbeitsbelastung und der Sicherheitsdebatten nach wie vor wertgeschätzt werde, sagte Innenstaatssekretärin Tamara Zieschang. Sie sei zuversichtlich, dass bis Jahresende alle 700 Plätze besetzt werden könnten. "Die jetzige Lage ist für uns ein Ansporn, weiter aktiv, auch über neue Kanäle wie Twitter, für die Ausbildung zu werben", sagte die CDU-Politikerin.

"Derzeit wird geprüft, ob die fehlenden Einstellungen im Herbst ausgeglichen werden können", so Ministeriumssprecher Fischer. Derzeit lägen für diesen Starttermin 2533 Bewerbungen vor. Knapp 250 Bewerber hätten das Verfahren bereits erfolgreich durchlaufen. Damit fehlen rechnerisch noch mehr als 200 Nachwuchskräfte, um das Ziel von 700 Neueinstellungen zu erreichen.

Auch bei der neu geschaffenen Wachpolizei war das Einstellungsziel zuletzt noch nicht erreicht. Ende vergangener Woche waren 25 der 40 Ausbildungsplätze fest belegt. Bis zuletzt hieß es jedoch aus dem Innenressort, man sei optimistisch, die Zielzahl "zeitnah" zu erreichen. Die angestellten Polizisten sollen den Verkehr überwachen sowie Schwerlasttransporte begleiten.

So soll die reguläre Landespolizei zugunsten anderer Aufgaben entlastet werden. Dafür werden die Wachpolizisten in drei Monaten ausgebildet. Die neue Einheit soll bis Jahresende auf 100 Kräfte anwachsen und ist auf zwei Jahre angelegt. Danach sollen die Angestellten in den regulären Polizeidienst wechseln können. 20 Wachpolizisten sind bereits seit August im Norden des Landes im Einsatz.