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Beweismangel Polizei verzweifelt an Auto-Brandstiftern

In Sachsen-Anhalt haben Brandstifter 2016 in 194 Fällen Fahrzeuge abgefackelt. Die Polizei konnte aber nur jeden dritten Fall klären.

Von Matthias Fricke 27.02.2017, 00:01

Magdeburg l Drei Autos stehen am 5. Februar dieses Jahres in Magdeburg auf dem Gelände eines Kfz-Betriebes lichterloh in Flammen. Als die Feuerwehr eintrifft, ist kaum noch etwas von ihnen zu retten. Der Schaden soll sich nach ersten Schätzungen auf mehrere tausend Euro belaufen. Zeugen gibt es keine und auch die Spurenlage ist dünn. Es ist eine von rund 200 Brandstiftungen an Kfz im Jahr in Sachsen-Anhalt. Wie am gestrigen Sonntagmorgen – da stand ein Mercedes Vito in Magdeburg-Stadtfeld in Flammen.

Im Schnitt kann nur jede dritte Brandstiftung aufgeklärt werden. So teilte es das Innenministerium in einer Antwort auf die Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Sebastian Striegel mit. Gründe werden dafür aber nicht genannt.

Kriminaloberrat Frank Held, Leiter des Revierkriminaldienstes in Magdeburg hat eine mögliche Erklärung: „Solche Brandstiftungen sind sehr schwer aufzuklären. Wenn alle Beweise verbrennen und wegen der oft genutzten dunklen Tageszeit keine Zeugen vorhanden sind, steht man als Kriminalist ziemlich ratlos da.“

Die Polizisten müssen deshalb auf Fehler der Täter hoffen, so dass diese am Ende doch auf frischer Tat gefasst oder durch eine Spur ermittelt werden können. Dabei hilft ihnen vor allem, dass Brandstifter oft Wiederholungstäter sind. Helds Kollege Michael Ellrich, Sachgebietsleiter in der Polizeidirektion Nord: „Aus den Erfahrungen können wir sagen, dass solche Straftaten oft mit den Persönlichkeitsproblemen der Täter zu tun haben.“ Die meist männlichen Brandstifter sind oft Jugendliche und Heranwachsende. Sie haben zudem überwiegend Schule oder Ausbildung abgebrochen.

Diese aus persönlichen Gründen und emotional agierenden Täter hinterlassen am Tatort eher Spuren, als rational handelnde. Zum Beispiel diejenigen, die aus politischen Motiven Fahrzeuge in Brand setzen. Im vergangenen Jahr waren laut der Erhebung des Innenministeriums aber nur fünf der 194 Brandstiftungen an Kfz, politisch motiviert.

Nach der Statistik der letzten fünf Jahre fackelten die meisten Fahrzeuge im Landkreis Harz, in Magdeburg und im Salzlandkreis ab. Am seltensten sind das Jerichower Land und der Landkreis Stendal betroffen.

Für den Schaden kommt im Regelfall die Teilkaskoversicherung auf. Kfz-Experte bei den Öffentlichen-Versicherungen Sachsen-Anhalt Hans-Jörg Kurth: „Solche Brände sind mit versichert und man muss auch mit keiner Rückstufung rechnen.“ Die Versicherungen seien später bemüht sich das Geld zurückzuholen, wenn der Täter gefasst wird. „Das ist aber oft aussichtslos“, so Kurth.

In den vergangenen fünf Jahren gab es laut Generalstaatsanwaltschaft 23 Verurteilungen wegen Brandstiftungen an Kfz. Oberstaatsanwalt Klaus Tewes: „In vielen Fällen sind diese Straftaten in anderen Verfahren mit verfolgt worden. Diese Zahlen liegen uns aber nicht vor.“