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Büttner Nachfragen bleiben unbeantwortet

AfD-Politiker Büttner weist Vorwürfe der versuchten Vergewaltigung zurück - verschweigt aber seine Zuneigung zu der Ex-Referentin.

30.01.2017, 23:01

Magdeburg l Matthias Büttner hat sich gut auf diesen Moment vorbereitet. Vor ihm liegt eine blaue Mappe. Darin ist seine Erklärung. Der AfD-Abgeordnete wirkt konzentriert. Der Druck auf ihn ist groß, räumt er gleich zu Beginn ein. Doch er sei unschuldig. Die ehemalige Mitarbeiterin der AfD-Fraktion, die ihn wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt hat, habe „ein zielgerichtetes Schauspiel“ inszeniert, um ihm zu schaden.

Heute bläst Büttner zum Gegenangriff. Der Fall wird zur Schlammschlacht. Der AfD-Mann wirft der Ex-Referentin Betrug, Urkundenfälschung und Stalking vor. Büttner spricht von Hunderten Nachrichten, die ihm die Frau per Handy geschickt haben soll.

Doch das ist nach Informationen der Volksstimme nur ein Teil der Wahrheit. Was Büttner am Montag nicht erzählt: Auch er hat der Frau während ihrer Tätigkeit für die Fraktion Dutzende Nachrichten geschrieben. Darin lobt der Staßfurter sie nicht nur für ihre Arbeit – sondern bekundet in den Mitteilungen auch seine Zuneigung.

Auf den ihm zur Last gelegten Vorfall während der Dienstreise in Erfurt im November geht Büttner nicht ein. Nachfragen bleiben unbeantwortet. AfD-Chef André Poggenburg springt ihm zur Seite. Poggenburg will jedoch glaubend machen, dass er über das gemeinsame Erfurter Doppelzimmer von Büttner und der damaligen Mitarbeiterin nichts weiß. Er sagt, dies werde in Presseberichten „kolportiert“, doch Büttner werde sich auf Anraten seines Anwalts dazu nicht äußern. Immerhin gibt der AfD-Chef zu verstehen: „Referenten und Abgeordnete haben getrennte Zimmer zu buchen.“ Da wolle man in Zukunft „ein Auge drauf“ haben.

Als Poggenburg diese Worte sagt, ist der Blick von Matthias Büttner längst in die Leere des Raumes gerichtet. Mit dem Zeigefinger trommelt er immer wieder auf den Tisch, die Beine sind überkreuzt. Die Fraktionsspitze lenkt den Fokus von Büttner weg auf einen anderen Abgeordneten: den ehemaligen Parlamentarischen Geschäftsführer Daniel Roi. Sie wirft Roi vor, interne Unterlagen der Fraktion an die Ex-Referentin, eine „Prozessgegnerin“, weitergegeben zu haben. Roi habe ein Dokument „hinausposaunt“, sagt dessen Amtsnachfolger Robert Farle. Auf einer Sondersitzung am Freitag will die Fraktion über den Ausschluss von Roi entscheiden.

Doch der Abgeordnete aus Wolfen gibt sich am Montag unbeeindruckt. Nach der Pressekonferenz am Montag kündigt er in einer Erklärung an: Es „verdichten sich die Anzeichen, dass der schwere Vorwurf, den Frau K. erhebt, unter wichtigen Funktionsträgern der Partei doch schon weit vor der Kündigung kursierte“.

Das würde besonders André Poggenburg in Erklärungsnot bringen. Denn der Fraktionschef hat am Montag noch einmal bekräftigt, dass er erst am Tag der Entlassung, am 21. Dezember, von den Vorwürfen erfahren hat. Die Ex-Referentin behauptet jedoch, Poggenburg bereits eine Woche nach der Dienstreise, am 23. November, informiert zu haben.