1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Gute Lehre gibt’s nicht zum Nulltarif

EIL

Uni Magdeburg Gute Lehre gibt’s nicht zum Nulltarif

Fragen zum "Tag der Lehre" an Hochschulforscher Prof. Dr. Philipp Pohlenz.

Von Andrea Jozwiak 13.06.2016, 12:26

Magdeburg l Wie sieht ein zeitgemäßes Studium aus und wie kann man auf die unterschiedlichen Voraussetzungen bei Studienanfängern richtig reagieren? Das sind nur zwei von vielen Fragen, mit denen sich Prof. Dr. Philipp Pohlenz, Professor für Hochschulforschung und Professionalisierung der akademischen Lehre an der Uni Magdeburg beschäftigt.

Was bietet der Tag der Lehre am 22. Juni auf dem Unicampus?

Prof. Dr. Philipp Pohlenz: Am Tag der Lehre wollen wir gemeinsam über Entwicklungsbedarfe in der Lehre nachdenken und Möglichkeiten für Qualitätsverbesserungen diskutieren. Lehrende berichten über Erfahrungen mit neuen Lehrmethoden. Experten referieren über Entwicklungen an Hochschulen, Studierende führen Diskussionsrunden zu Themen wie zur Qualitätssicherung von Studiengängen.

Wie sieht zeitgemäße Lehre aus, Stichwort: Digitalisierung?

Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Es kommt darauf an, das Repertoire der Lehrformen zu erweitern und klug in die Lehre einzubauen. Wesentlich bleibt die Frage, welche Lernziele erreicht werden sollen, um Absolventen auf die Arbeitswelt Industrie 4.0. vorzubereiten. Gute Lehre – digital oder analog – ist prinzipiell nicht zum Nulltarif zu haben. Es braucht das Engagement der Politik, damit die Hochschulen nicht von der internationalen Entwicklung abgehängt werden.

Vor welchen Herausforderungen steht das Lehrpersonal?

Lehrende sind exzellent in ihren jeweiligen Fächern und verstehen sich als Wissensvermittler. Schlüsselkompetenzen, wie etwa forscherische Neugier, kommen zuweilen zu kurz. In einer immer stärker vernetzten und wissensbasierten Arbeitswelt ist es aber wichtig, dass Absolventen über den Tellerrand ihrer Disziplinen gucken können.

Wie geht man mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Erwartungen der Studienanfänger um?

Bedingt durch den demografischen Wandel nimmt die Zahl der „traditionellen Studierenden“, also solchen, die mit einem Abitur als Hochschulzugangsberechtigung an die Uni kommen, ab. So haben wir heutzutage mehr berufserfahrene Studierende. Das ist eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance: Berufserfahrungen können sehr wertvoll für das akademische Lernen sein.

Können neue Studienmodelle Frustration und Studien-abbrecherzahlen entgegenwirken?

Ein Studienabbruch ist nicht per se Ausdruck des Scheiterns, sondern oft eine rational getroffene Bildungsentscheidung. Die eigentliche Frage ist doch: Wollen wir eine rein fachwissenschaftliche Vermittlung vorgefertigter Lehrinhalte oder wollen wir Studierenden ab dem ersten Tag an der Uni zu eigenständigen Forscherpersönlichkeiten entwickeln? Letzteres wird der Arbeitswelt von heute eher gerecht, erfordert aber auch ein Umdenken bei der Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen. Da ist in der deutschen Hochschullandschaft noch Luft nach oben.