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Christen Kirchen verlieren tausende Mitglieder

2016 sind 4877 Menschen aus der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland ausgetreten. Das Bistum Magdeburg registriert rund 500 weniger.

21.07.2017, 15:14

Magdeburg l Die Evangelische Kirche Mitteldeutschland (EKM) hat im vergangenen Jahr mehr als 14.000 Mitglieder verloren. Der EKM gehörten zwischen Südthüringen und der Altmark in Sachsen-Anhalt Ende 2016 nur noch 732.868 Christen an. Im Jahr 2015 waren es noch 747.110 Menschen gewesen. Seit 2009 hat die EKM damit mehr als einhunderttausend Mitglieder verloren.

Der Großteil des Mitgliederverlusts ist auf den demografischen Wandel (Tod von Gläubigen und Wegzüge) zurückzuführen. Doch etwa ein Drittel des Schwunds kommt durch Kirchenaustritte zustande. Wie EKM-Sprecher Ralf-Uwe Beck der Volksstimme bestätigte, sind im vergangenen Jahr 4877 Menschen ausgetreten. „Diese Zahlen sind seit einigen Jahren relativ stabil“, sagt Beck. Zwischen 4000 und 5000 Menschen würden der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland jährlich den Rücken kehren.

Ursachen dafür gibt es viele. Zum einen sieht Beck in dem Wunsch, die Kirchensteuer einzusparen, einen möglichen Auslöser. Aber auch Ärger mit der Kirche oder über sie spiele bei einigen eine Rolle.

Die kleinere Evangelische Landeskirche Anhalts (Kirchenkreise Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen und Zerbst) verzeichnet ebenfalls rückläufige Zahlen. Sie zählte im Dezember vergangenen Jahres 33.907 Mitglieder, 2015 waren es 602 mehr gewesen.

Auch bei den Katholiken ist der Trend ähnlich. Das Bistum Magdeburg registrierte 2016 insgesamt 83.506 Mitglieder, im Jahr zuvor waren es noch rund 84.000 gewesen. Im vergangenen Jahr traten 653 Menschen auf dem Gebiet des Bistums Magdeburg aus der katholischen Kirche aus, 200 weniger als im Vorjahr. Vor 15 Jahren gehörten der Kirche noch rund 130.000 Mitglieder an.

Deutschlandweit haben die beiden großen Kirchen 2016 etwa eine halbe Million Mitglieder verloren. Die evangelische Kirche verzeichnete 2016 einen Rückgang von knapp 350.000 Gläubigen, die katholische von rund 180.000. Die Evangelische Kirche zählte Ende 2016 rund 21,92 Millionen Menschen in ihren 20 Landeskirchen, die katholische Deutsche Bischofskonferenz rund 23,58 Millionen Mitglieder. Damit gehören noch gut 55 Prozent der deutschen Bevölkerung einer der beiden großen Kirchen an.

„Unabhängig von den Austritten nehmen wir aber wahr, dass das Bedürfnis der Menschen nach Ruhe, Einkehr und Gebet in dieser hektischen Welt bestehen bleibt“, sagt EKM-Sprecher Ralf-Uwe Beck.

Diese Räume will die Evangelische Kirche auch in Zukunft bieten. Mehr als 90 Prozent der Gotteshäuser in Mitteldeutschland sollen nach dem Willen der EKM-Spitze regelmäßig offenstehen. Die Realität sieht bisher allerdings anders aus: Von den mehr als 4000 Kirchen und Kapellen waren 2015 nur drei Prozent verlässlich geöffnet.