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Ehrenamt Wenige Freiwillige in Sachsen-Anhalt

Fast überall in Deutschland gibt es mehr Ehrenamtler als in Sachsen-Anhalt. Die Freiwilligen sehen viel Verbesserungsbedarf.

Von Elisa Sowieja 04.07.2017, 01:01

Magdeburg l 37 Prozent aller Sachsen-Anhalter engagieren sich in einem Ehrenamt. Das besagt der aktuelle Freiwilligensurvey, den das Bundesfamilienministerium alle fünf Jahre in Auftrag gibt. Die Zahl klingt erst einmal gut, zumal sie im Vergleich zur vorhergehenden Studie um elf Prozent gestiegen ist. Allerdings: Im Ländervergleich liegen wir trotzdem auf dem vorletzten Platz hinter Hamburg.

In Ländern wie Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern engagiert sich jeder Zweite. Bei der Befragung zuvor waren wir sogar Schlusslicht. Die Gründe sind vielfältig. Einer liegt in der wirtschaftlichen Lage: Der Studie zufolge ist der Anteil Freiwilliger in Regionen mit niedriger Arbeitslosigkeit höher als dort, wo es viele Arbeitslose gibt. So landeten die Ostländer fast alle im unteren Drittel der Tabelle.

Die befragten Ehrenamtler sehen zudem diversen Verbesserungsbedarf: mehr Weiterbildungen, eine unbürokratische Spesenerstattung.

Olaf Ebert kennt die Schwierigkeiten. Er leitet die Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen, die Ehrenamtler in Sachsen-Anhalt koordinieren. Auch wenn die Daten inzwischen drei Jahre alt sind, seien die Kritikpunkte noch immer aktuell, sagt er. „Besonders im ländlichen Raum ist es zum Beispiel ein Problem, dass Fahrtkosten nur mit großem bürokratischen Aufwand erstattet werden – wenn überhaupt.“

Aus Gesprächen mit Freiwilligen weiß Ebert zudem um eine Hürde, gegen die der Staat kaum etwas tun kann: „Viele Organisationen öffnen sich zu wenig für junge Leute.“ Dabei könnte man ihnen gezielt Aufgaben anbieten, die zu ihnen passen – wie die Betreuung einer Facebook-Seite. Auch für Benachteiligte wie Rollstuhlfahrer und Langzeitarbeitslose sei es oft schwierig, etwa in einem traditionellen Verein Teil der Gemeinschaft zu werden.

Die staatlichen Rahmenbedingungen für Ehrenamtler hätten sich im Zuge der Flüchtlingskrise zum Teil verbessert, berichtet Ebert. So habe das Land einen Fonds für Nachbarschaftsinitiativen aufgelegt, aus denen Spesen unkomplizierter erstattet werden könnten. Zudem gebe es in fast jedem Landkreis eine Netzwerkstelle, die Freiwillige konkret zu Einsatzorten in der Region beraten kann. „Solche Anlaufstellen sollte man auch über den Integrationsbereich hinaus unterstützen. Denn die meisten wünschen sich mehr Information. Sie wollen eine Aufgabe und eine Einrichtung finden, die zu ihnen passen.“

Um mehr Menschen auf den Geschmack zu bringen und sie für ihre Aufgaben auszubilden, fördern Land und Bund seit Jahren eine Reihe von Programmen, die jüngst in einem Länderbericht zusammengetragen wurden.

Dazu gehören Weiterbildungen für Vereine zu Themen wie Nachwuchs-Gewinnung und ein Projekt, bei dem Schüler ihr Wissen aus dem Unterricht im sozialen Bereich anwenden, etwa indem sie Kita-Kindern Märchen in mehreren Sprachen vorlesen. Es stehen auch neue Projekte in den Startlöchern, darunter: ein Bürgerbus, mit dem Ehrenamtler Senioren auf dem Land von A nach B fahren.

Mehr Infos zum Thema Ehrenamt gibt‘s hier.