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Ermittlungen Paar soll Chinesin in Dessau ermordet haben

Der 20-jähriger Sohn einer Polizistin und seine Freundin aus Dessau sind als Tatverdächtige verhaftet worden.

Von Matthias Fricke 25.05.2016, 01:01

Dessau-Roßlau l Nur elf Tage nach dem Auffinden der ermordeten 25-jährigen chinesischen Architektur-Studentin Yangjie Li in einem Hinterhof eines Dessauer Wohnhauses befindet sich ein junges Paar in Untersuchungshaft.

In Verdacht stehen ein 20-jähriger Dessauer und seine gleichaltrige Lebensgefährtin. Beide sollen am 11. Mai das Opfer beim Joggen überfallen, vergewaltigt und anschließend totgeprügelt haben. Die Leiche wurde erst zwei Tage später am 13. Mai an dem Wohnhaus in einem Gebüsch völlig entstellt mit eingeschlagenem Schädel entdeckt. Wie der Leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann am Montag sagte, wurde nach der Tat die Studentin offenbar aus dem Erdgeschoss einer leeren Wohnung geworfen. „Dafür sprechen Blutanhaftungen, die wir in der Wohnung gefunden haben“, sagte Bittmann. Die Tat sei sexuell motiviert gewesen. Der Mord diente offenbar zur Vertuschung der Straftat.

Das Paar aus Dessau, das früher in dem Haus wohnte, zählte zunächst nicht zu den Verdächtigen. Der Ermittlungsdruck sorgte offenbar dafür, dass sich der 20-Jährige am Sonntag seiner Mutter anvertraute. Die Polizeibeamtin habe laut Bittmann noch so viel Einfluss auf ihren Sohn gehabt, dass sich dieser am Montag bei der Polizei meldete.

Er gab dort aber nur an, dass er einen Tag vor der Tat sexuellen Kontakt mit der Studentin gehabt habe und deshalb die aufgefundene DNA-Spur von ihm stammen könnte. Bei der Vernehmung verstrickte er sich aber in Widersprüche, so dass die Staatsanwaltschaft einen Antrag auf die Durchsuchung seiner Wohnung und der seiner Freundin stellte. „Da haben wir auch Beweise sicherstellen können“, sagte Bittmann.

Das Paar machte den Ermittlern gegenüber die Aussage, dass sich Yangjie Li freiwillig mit ihnen zum Sex getroffen habe. „Dafür gibt es bisher keinen einzigen Anhaltspunkt, auch nicht dafür, dass sie sich überhaupt vorher kannten“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt. Zudem sprechen Zeugenaussagen gegen diese Version des Paares.

Laut Bittmann stimmen zwar die Aussagen beider im Wesentlichen überein, im Detail hätten sie sich aber widersprochen. Weil die Lebenspartnerin offensichtlich bei der Tat anwesend war, steht auch sie unter dem Verdacht des gemeinschaftlich begangenen Mordes.

Allerdings sei noch unklar, welchen konkreten Beitrag sie dabei genau geleistet hat. „Weitere Details müssen wir noch klären. Wir haben auch noch immer kein Geständnis“, sagte Bittmann. Am Dienstagnachmittag sicherte das Landeskriminalamt in dem Haus noch immer Spuren.

Der 20-jährige Dessauer ist der Polizei kein Unbekannter, aber nicht wegen Sexualdelikten auffällig geworden. Das Paar hat zusammen ein gemeinsames Kind und zwei weitere jeweils aus früheren Beziehungen. Wo diese zurzeit untergebracht sind, konnte Polizeisprecher Sebastian Opitz nicht sagen.

Nicht nur unter den nahezu 800 chinesischen Studenten der Dessauer Hochschule hat das Verbrechen für Unruhe gesorgt. Es gab bereits in China Spekulationen, dass der Mord rassistisch motiviert sein könnte. Doch dem widersprach Bittmann: „Es ist ein scheußliches Verbrechen, es hätte aber überall auf der Welt passieren können.“