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Ermittlungsverfahren Germanwings-Angehörige starten Petition

Was geschah vor dem Abflug des Germanwings-Flugzeugs, das in den Alpen verunglückte? Das wollen die Eltern eines Opfers aus Halle wissen.

Von Juliane Just 31.07.2017, 01:01

Halle l Über zwei Jahre nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen, bei dem 150 Menschen ums Leben kamen, starten 60 Angehörige in dieser Woche eine Petition. In dem Schreiben fordern sie, dass die Ermittlungen um die Katastrophe in Deutschland wieder aufgenommen werden. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf, die die Ermittlungen zwei Jahre lang geführt hat, hatte diese im Januar eingestellt.

Initiatoren der Petition sind Jana und Frank Noack aus Halle. Sie haben ihre Tochter bei dem Unglück verloren. „Die Ermittlungen haben den Ablauf im Flugzeug geklärt“, sagt Frank Noack. „Wir wollen aber wissen, was in dem Zeitraum davor passierte.“ Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat die Alleinschuld beim Co-Piloten Andreas Lubitz gesehen, der psychische Probleme hatte.

Laut der Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat keiner der behandelnden Ärzte in den Monaten vor dem Absturz Anhaltspunkte für eine Suizidgefahr bei Lubitz festgestellt. Angehörige und Arbeitgeber hätten keine Kenntnis von der Suizidgefahr gehabt. Auch die regelmäßige flugmedizinische Untersuchung hätte keine Verdachtsmomente ergeben.

Für die Angehörigen gibt es einige Ungereimtheiten im Vorfeld des Absturzes. „Wir wollen wissen, welche Rolle die Ärzte spielen, die den Piloten mitunter über Jahre behandelten“, sagt Frank Noack. Des Weiteren könnten Informationen der Krankenkasse Aufschluss über den Gesundheitszustand des Piloten geben. „Es geht uns darum, wie es zu dem Unglück kommen konnte“, so Noack. „Es wurden Dinge unter den Tisch gekehrt.“

Ob sich die Petition an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages oder die Justiz in Nordrhein-Westfalen richtet, ist laut Frank Noack noch nicht entschieden. Die Unterschriften sollen auf einer Online-Plattform gesammelt werden. Insgesamt 60 Angehörige unterstützen die Petition von Familie Noack bereits.

Falls die Petition im Deutschen Bundestag eingereicht wird, müssen die nötigen 50 000 Unterschriften innerhalb von vier Wochen gesammelt werden. Dann wird sie im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages öffentlich beraten. Anschließend werden Jana und Frank Noack als Einsender der Petition zu der Beratung eingeladen und dürfen vorsprechen. „Es geht uns nicht um Zahlungen, sondern um Aufklärung“, sagt Frank Noack.

Mit der Aufnahme des Ermittlungsverfahrens könnte auch die Debatte um die Zahlungen von Seiten der Lufthansa, Mutterkonzern von Germanwings, wieder in Gang kommen. Die Fluggesellschaft bot den Hinterbliebenen bisher 50.000 Euro Soforthilfe, 25.000 Euro Schmerzensgeld und teilweise noch 10.000 Euro für „unterstellte Gesundheitsschäden“ an. Im März lehnte die Lufthansa eine Forderung der Hinterbliebenen nach höherem Schmerzensgeld ab.

Die Germanwings-Maschine war am 24. März 2015 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf abgestürzt. Alle 150 Insassen starben. Insgesamt 72 der Opfer stammen aus Deutschland. In Frankreich dauern die Ermittlungen bis heute an.