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Fachärzte 4600 Patienten haben Terminservice genutzt

Im Januar wurde eine Servicestelle für Facharzttermine eingerichtet. Die Kassenärztliche Vereinigung setzt auf aber das Hausarztprinzip.

Von Steffen Honig 28.10.2016, 01:01

Magdeburg l Rund 4600 Anrufe bei der Terminservicestelle in Magdeburg bis Oktober – das klingt ordentlich. Doch waren von den 100 bis 150 Anrufen pro Woche 39 Prozent unberechtigt. In diesen Fällen hatten die Terminsuchenden nicht den Aufkleber vom behandelnden Arzt, der für die Vermittlung der Facharztbehandlung nötig und über einen Code nachzuweisen ist.

Auch die vermittelten fast 2770 Termine relativiert Burkhard John, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt: „Das sind 0,02 Prozent der jährlichen 17 Millionen Gesamtbehandlungen in Sachsen-Anhalt.“ Immerhin konnte so Hunderten Terminsuchenden geholfen werden. Gerade in den Fachgebieten, wo es besonders eng ist: Orthopädie, Kardiologie, Augenheilkunde und Nervenheilkunde.

Über die Hotline gibt es zwar innerhalb von vier Wochen einen Termin, aber nicht beim Wunscharzt und nicht unbedingt am Wohnort, was Fahrwege bedeuten kann.

Wie Patienten generell zu ihren Terminen kommen, hat eine Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung untersucht. So gehen deutschlandweit 14 Prozent der Patienten ohne Terminvereinbarung zum Arzt, in Sachsen-Anhalt sind es 22 Prozent. 42 Prozent der Sachsen-Anhalter gaben an, innerhalb von drei Tagen einen Termin erhalten zu haben. 17 Prozent sind unzufrieden, weil sie mindestens einen Tag auf einen Termin warten mussten. 82 Prozent der Sachsen-Anhalter finden es gut, dass es die Servicestelle gibt. Jedoch wollen 49 Prozent lieber keinen Termin bei einem Mediziner, den sie nicht kennen.

Hat also Frank-Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, Recht, der die Terminservicestellen als „Flop“ bezeichnete? Burkhard John sieht es ähnlich: „Es war eine gesetzliche Vorgabe, wir hatten von Anfang an unsere Zweifel. Die Terminservicestelle hat kaum Nutzeffekt.“ Sie sei, so der KV-Chef, nicht das Mittel, um eine vernünftige Steuerung der Versorgung in das System zu bekommen: „Das zeigen die Nutzung und Akzeptanz. Es ist ein Zusatzaufwand, der nicht notwendig ist.“ Von den vermittelten Terminen wurden im I. und II. Quartal 2016 rund 10 Prozent nicht genutzt.

Nun wird der Terminservice nicht abgeschafft. Burkhard John schwört aber auf das in Sachsen-Anhalt über Jahre aufgebaute Hausarztprogramm, mit fast allen Krankenkassen gibt es entsprechende Vereinbarungen. Verbesserungsbedarf sieht John bei der Koordination der Versorgung und bei den finanziellen Mitteln: Die pauschale Vergütung für die ambulante Versorgung liege um 18 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt – gemessen an Alter und Krankheitshäufigkeit in Sachsen-Anhalt. Die Facharzt-Lücken zu schließen, werde immer komplizierter. John: „Selbst in kleineren Städten ist es mittlerweile schwierig, Fachärzte anzusiedeln.“ Die Rahmenbedingungen vom Kindergartenplatz bis zum kulturellen Angebot müssten stimmen.

Ihrerseits versucht die KV, Landärzte durch die Finanzierung von zwölf Studienplätzen an der Privatuniversität Witten-Herdecke zu unterstützen, es gibt eine Hausärzte-Klasse an der Uni Halle und Bemühungen, Studenten Praktika in Arztpraxen zu vermitteln. Ausreichend Ärzte in jedem Winkel Sachsen-Anhalts wird das alles nicht bringen. John schaut lieber auf das Machbare, um Engpässe zu minimieren: „Der Schlüssel ist für mich die gute Zusammenarbeit zwischen Hausarzt und Facharzt.“