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FCM-FanFans nehmen Abschied von Hannes

FCM-Fan Hannes S. ist am Freitag auf dem Barleber Friedhof beigesetzt worden. Hunderte nahmen Abschied.

21.10.2016, 18:23

Barleben l Nur der Regen tropft leise auf die Regenschirme und blau-weißen Jacken. Ansonsten herrscht Stille. Vor der Trauerhalle des Barleber Friedhofs stehen Hunderte Fans und Freunde. Sie nehmen Abschied, weinen und halten sich fest. Es bildet sich eine lange Schlange an einem ausgelegten Kondolenzbuch. Weil in der Friedhofskapelle kaum Platz ist, stehen die meisten Trauernden davor. Über einen Lautsprecher wird die bewegende Rede des Pfarrers nach außen übertragen. Er mahnt keinen Hass zuzulassen. „Dieser bringt nur noch mehr Leid“, sagt er. Ein versöhnendes Zeichen sei auch, dass „die Fans der anderen Seite“, er meint den Halleschen FC, auf ihren Internetseiten kondolierten.

Der Sarg wird getragen von seinen engsten Freunden. Er ist verziert mit einem Meer von blauweißen Blumen. Die Fans selbst haben blaue Rosen mitgebracht, um sie später am Grab niederzulegen. Nicht nur verschiedene Fangruppen verabschieden sich mit eigenen Gebinden, auch die FCM-Geschäftsführung beteiligt sich mit einem eigenen Gesteck. Unter den Trauernden ist auch FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik.

Die Öffentlichkeit soll am Sonnabend Abschied nehmen. So kursieren im Internet mehrere Aufrufe für einen Gedenkmarsch vom Hauptbahnhof Magdeburg zum Stadion. „Immer entlang des Weges, welchen Hannes regelmäßig zu den Heimspielen bestritt“, heißt es in einem Forenbeitrag. Sonnabend spielt der 1. FC Magdeburg gegen den Chemnitzer FC. Vor dem Stadion gibt es eine Andachtsstelle. Außerdem sollen Schleifen und Schals mit der Aufschrift „Hannes, du bist niemals alleine“ verkauft werden.

Unterdessen sind am Freitag neue Details aus der Unglücksnacht aufgetaucht. Die „Bild“-Zeitung schrieb mit Bezug auf Ermittlerkreise, dass die Kameras abgeklebt worden waren und der Sturz deshalb nicht aufgezeichnet wurde. Oberstaatsanwalt Frank Baumgarten wollte sich dazu nicht äußern. „Man muss der Staatsanwaltschaft und Polizei Zeit geben in dem Fall ordentlich zu ermitteln. Wir werden uns jetzt nicht treiben lassen“, sagte er. Die Ermittlungen laufen weiter wegen eines Tötungsdeliktes. Selbst wenn Kleberückstände gefunden worden sind, ließe das keinen Rückschluss über die Todesumstände zu. Baumgarten: „Dass Fangruppen Kameras in Zügen abkleben, ist für uns nichts Ungewöhnliches.“ Im aktuellen Fall wurden Kleber-Rückstände an den Kameras gefunden. Es ist völlig unklar, wann und wo die Kameras manipuliert wurden und ob überhaupt ein Tatzusammenhang besteht.

Dass Fans aller Vereine häufig Kameras in Zügen zukleben, bestätigte auch Chris Kurpiers von der Bundespolizei. „Das ist strafbar und eine Sachbeschädigung“, so Kurpiers. Sie kündigte an, dass die Bundespolizei künftig härter dagegen vorgehen werde, indem man generell die Kleberückstände analysieren und zuordnen wolle.