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FCM-Fan im Koma Was geschah wirklich in der Regionalbahn?

Nach dem Sturz eines FCM-Fans aus einer fahrenden Bahn in Haldensleben sind viele Fragen offen.

05.10.2016, 01:01

Haldensleben/Magdeburg l Auch drei Tage nach dem Sturz eines FCM-Fans aus einem fahrenden Zug in Haldensleben sind viele Fragen offen. Die wohl drängendste dreht sich darum, wie der 25-Jährige die Tür während der Fahrt alleine öffnen konnte. Techniker der Bahn sagen: kaum möglich.

Was war passiert? Nach derzeitigem Kenntnisstand betrat Hannes S. (25) in der Nacht zum Sonntag gemeinsam mit drei Freunden in Haldensleben die Regionalbahn 16431. Er wollte in seinen Heimatort Barleben. Was die Gruppe nicht wusste: In dem Zug reisten auch 80 Anhänger des Halleschen FC.

Der laut Polizei „gewalttätige Mob“ war auf dem Rückweg vom Auswärtsspiel des HFC in Köln. Die Regionalbahn kam aus Wolfsburg und war auf dem Weg nach Magdeburg, wo mehrere der HFC-Fans in Autos stiegen und laut Polizei über die Autobahn nach Halle fuhren.

Hannes S. trug ein Shirt mit den Insignien des 1. FC Magdeburg. Als er und seine Freunde realisierten, dass in der Regionalbahn mehrere HFC-Fans saßen, war es offenbar schon zu spät. Der Zug fuhr bereits an. Ab diesem Punkt werden die Ereignisse schwammig.

Sicher ist im Moment nur: Etwa 300 Meter nach dem Haltepunkt in Haldensleben fiel Hannes S. aus dem Zug. Dabei erlitt er schwerste Kopfverletzungen und schwebte auch am Dienstag noch in Lebensgefahr. Laut Polizei, die ihre Aussage auf Zeugenangaben aus dem Zug stützt, soll Hannes S. die Türnotentriegelung selbst betätigt haben. Seine Freunde, die im Zug von ihm getrennt worden waren, wurden am Haltepunkt Vahldorf von den HFC-Fans aus dem Zug gedrängt. Ihnen passiert nichts weiter.

Hannes S. wird erst eine Stunde nach dem Sturz von einem Unbeteiligten entdeckt. Warum niemand der HFC-Anhänger oder seiner Freunde den Notruf wählte, ist unklar. Auch an der Version, dass Hannes S. die Tür von allein geöffnet haben soll, gibt es laut Technikern der Deutschen Bahn erhebliche Zweifel. „Unter normalen Bedingungen kann die Tür nicht gegen die weiter anliegende Motorkraft geöffnet werden“, sagte eine Bahnsprecherin der Volksstimme.

Um eine Tür per Hand zu öffnen, muss die Not­entriegelung betätigt werden. Die Tür wird mit Hilfe eines Seilzuges dann mechanisch entriegelt und aus ihrer Lage leicht nach außen gedrückt und öffnet einen Spalt. „Durch den Reisenden kann bei Stillstand des Fahrzeuges die Tür nun aus dieser Lage per Muskelkraft aufgeschoben werden“, erklärt die Bahnsprecherin. Damit das Aufschieben während der Fahrt nicht ohne Weiteres möglich sei, werde die Tür trotz Betätigung der Notentriegelung durch die Türsteuerung aber geschlossen gehalten. Störungen werden dem Triebfahrzeugführer normalerweise per blinkendem Leuchtmelder angezeigt. Ob das in der Regionalbahn 16431 der Fall war, ist ebenfalls noch offen. Sie hielt nicht an und fuhr weiter. Laut Bahn wurde der Wagen bereits von der Bundespolizei untersucht. Es wurden keine Auffälligkeiten an der Tür festgestellt. Näheres wolle man zu den laufenden Ermittlungen aber nicht sagen, hieß es.

Laut Polizei wurden bis zum Dienstag 27 HFC-Fans namentlich ermittelt. Auch die drei Freunde von Hannes S. sind der Polizei bekannt. Die Ermittlungsbehörden bitten weitere Zeugen, sich zu melden. Der Druck ist hoch. Am 26. November empfängt der FCM den HFC in Magdeburg. Schon jetzt befürchten Insider eine weitere Eskalation der Gewalt.