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Friedhöfe Kaum Schutz vor Vandalismus in Sachsen-Anhalt

Grabsteine werden umgeworfen, Friedhofsmauern beschmiert. Trotz Vandalismus gibt es weniger Straftaten auf Friedhöfen in Sachsen-Anhalt.

09.07.2016, 09:00

Magdeburg (dpa) l Umgeknickte Trauerblumen, abgeschraubte Gedenkplatten und beschmierte Grabsteine: Immer wieder verwüsten Vandalen Friedhöfe im Land. Der ideelle Schaden ist für die Angehörigen oft größer als der materielle. Doch gegen die Eindringlinge gibt es keinen echten Schutz, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Igor Pissetski vom Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt in Magdeburg kennt das Problem. Im vergangenen Jahr zählte er nach eigenen Angaben drei Vorfälle von Vandalismus auf den jüdischen Friedhöfen im Land. In Köthen warfen Unbekannte mehrere Grabsteine um, zwei weitere Male beschmierten und beschädigten Vandalen in Halle und Osterburg Tore und Mauern der Erinnerungsorte. In diesem Jahr wurde der jüdische Friedhof in Köthen erneut attackiert. Unbekannte stellten einen Eimer mit Fäkalien auf die Mauer der Ruhestätte.

"Ich begreife das nicht", sagte Pissetski. Auf den jüdischen Friedhöfen seien Juden beerdigt, die vor Jahrzehnten gestorben seien. "Die Täter kannten diese Menschen nicht", erklärte er weiter. Die Attacken seien einfach nur feige. Einen echten Schutz gegen die Eindringlinge kenne er nicht.

Die Friedhöfe seien rund um die Uhr geschlossen und nur mit Mitarbeitern zugänglich, so der Mitarbeiter des Landesverbands. Die Täter kletterten jedoch einfach über die Mauern. Pissetski vermutet, dass vor allem Minderjährige aus Langeweile oder rassistischen Motiven handelten. Schulprojekte sollen daher helfen, über jüdisches Leben aufzuklären.

Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) in Magdeburg wurden 2015 insgesamt 446 Straftaten in und vor Friedhöfen im Land gezählt. Dabei handelte es sich unter anderem um Taschendiebstähle, Störungen der Totenruhe oder Sachbeschädigungen. 2014 registrierte das LKA mit 452 Straftaten ähnlich viele Fälle. 2006 waren es noch 570 Straftaten.

Auch auf dem Stadtgottesacker in Halle trieben Vandalen in der Vergangenheit ihr Unwesen. Die Friedhofsanlage im Herzen der Stadt gilt als ein Meisterwerk der Renaissance. Vor einigen Jahren wurden Graffiti an die Friedhofsmauern des Geländes geschmiert, wie eine Friedhofsmitarbeiterin berichtete.

"Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nirgends", sagte ein Sprecher des Polizeireviers Mansfeld-Südharz in Eisleben. In den vergangenen Jahren wurden den Angaben zufolge auch Straftaten in der Region um Eisleben registriert. 2014 stahlen Buntmetalldiebe unter anderem Messingplatten von Gedenksteinen. Im vergangenen Jahr machten sich Unbekannte über Blumenschmuck her. Der idelle Schaden sei meist höher gewesen als der materielle, sagte der Beamte.

"Man kann zwar technisch etwas tun, wie zum Beispiel die Platten fester anschrauben", erklärte der Polizeisprecher weiter. Aber Friedhöfe seien bewusst für jedermann zugänglich. Eine Hilfe seien nur aufmerksame Besucher. "Menschen, die etwas Auffälliges bemerken, sollen die Polizei verständigen", so der Beamte.