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Gefängnisse 153 Fälle von Körperverletzung

Hinter Gittern gibt es wenig Möglichkeiten, sich aus dem Weg zu gehen. Körperverletzungen in Sachsen-Anhalts Gefängnissen sind daher gängig.

05.10.2016, 16:23

Magdeburg (dpa) l In Sachsen-Anhalts Gefängnissen werden jedes Jahr mehr als 150 Körperverletzungsdelikte bekannt. Im vergangenen Jahr seien es 153 Fälle unter Gefangenen gewesen, teilte das Justizministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg mit. 2014 waren 164 Fälle bekannt geworden. Hinzu kommen Übergriffe auf Bedienstete der Gefängnisse. 2014 lag ihre Zahl mit 14 vergleichsweise hoch, im vergangenen Jahr wurden den Angaben zufolge 6 Übergriffe auf das Personal registriert. Körperverletzungen seitens der Bediensteten seien bei Gefangenen nicht beobachtet worden.

"Grundsätzlich wird jedes registrierte Körperverletzungsdelikt zur Anzeige gebracht", hieß es aus dem Ministerium. Neben der Strafanzeige werden ein Disziplinarverfahren eröffnet. Die Folgen für die Häftlinge reichten vom Entzug des Fernsehempfangs über Arbeitsentzug bis zu Einschränkungen bei der Freizeitgestaltung und den Einkaufsmöglichkeiten bis zum vierwöchigen Arrest.

Vor allem die Enge im Strafvollzug führt aus Sicht des Ministeriums zum Streit. "Es kommt nicht selten zu Auseinandersetzungen, die sowohl verbal als auch nonverbal bestritten werden." Bei jugendlichen Insassen komme erschwerend hinzu, dass die soziale Kompetenz noch nicht ausreichend entwickelt sei – dort komme es häufiger zu Auseinandersetzungen. Problematisch seien auch die Gemeinschaftsunterbringung und die zum Teil schwierigen baulichen Verhältnisse.

In den Gefängnissen werden auch Vorsorgemaßnahmen getroffen, um Übergriffe zu verhindern: "Sind Erkenntnisse zu eventuellen Übergriffen aufgrund von bereits bestehenden Feindseligkeiten oder beobachteten Auffälligkeiten vorhanden, werden die entsprechenden Inhaftierten im Vorfeld räumlich voneinander getrennt", teilte das Justizministerium weiter mit.

Ein Großteil der körperlichen Übergriffe entstehe aber spontan und ohne offensichtliche vorherige Planungen. In den Gefängnissen gebe es Angebote wie Anti-Gewalt-Trainings, die vorbeugend wirken sollen.