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Gegen Terror Muslimische Werte in den Dreck gezogen

Die Islamische Gemeinde Magdeburg bezieht deutlich Stellung gegen die islamistischen Anschläge in Deutschland und Frankreich.

Von Elisa Sowieja 28.07.2016, 01:01

Magdeburg l In Nizza fährt ein Terrorist im Lkw durch eine Menschenmenge, in Würzburg attackiert jemand mit einer Axt Zugfahrgäste, in Ansbach sprengt sich ein Attentäter bei einem Festival in die Luft, in einer Kirche in der Normandie wird ein Prieser getötet – nach vier Attentaten mit islamistischem Hintergrund binnen zwei Wochen hat sich die Islamische Gemeinde Magdeburg mit klaren Worten distanziert.

In einem offenen Brief, der auch an die Volksstimme ging, schreibt deren Chef Moawia Al-Hamid: „Im Namen aller Muslime in Magdeburg und in Sachsen-Anhalt verurteilen wir die Terroranschläge (...) aufs Schärfste.“ Er stellt klar: „Durch diese Taten wurde nicht unser Prophet gerächt, sondern unser Glaube wurde veraten und unsere muslimischen Prinzipien in den Dreck gezogen.“

Besonders habe die Gemeinde die Tötung des Pfarrers schockiert. Al-Hamid erklärt auf Nachfrage: „Dass ein alter Mann, der auch noch Priester ist, getötet wird, ist bei den Anschlägen des Islamischen Staats eine neue Dimension.“ Außerdem zieht er eine Parallele zu seiner Gemeinde: „Die attackierte Kirche hatte den Muslimen vor Ort Jahre zuvor bei der Gründung eines Gebetshauses geholfen. Auch in Magdeburg hatten wir Hilfe von der Kirche. Unser neues Gemeindehaus hätten wir ohne Unterstützung von Stephan Rether vom katholischen Büro nicht bekommen.“ Da das alte Objekt aus allen Nähten platzte, war die Gemeinde im Juni in ein größeres umgezogen. Rether hatte zwischen Stadt, Gemeinde und Wohnungsbaugesellschaft vermittelt. Knackpunkt war vor allem die Finanzierung.

Wie viele Muslime es derzeit in Sachsen-Anhalt gibt, hat das Statistische Landesamt nicht erfasst. Die Gemeinde von Al-Hamid zählt mehr als 600 Mitglieder, in Halle sind es 700. Al-Hamid schätzt aber, dass allein in Magdeburg und Umgebung mindestens 4000 Muslime leben.

Der Syrer arbeitet als Laborleiter und Dozent an der Magdeburger Universität. Bereits nach den Anschlägen von Paris im Dezember 2015 hatte er Stellung gegen den IS bezogen: Seine Gemeinde demonstrierte gemeinsam mit Christen und Juden gegen Terror und Gewalt.